Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Ja es sey Gewohnheit, die Pastoren übel zu behandeln, und 
ste ohne Ursache zu entlassen oder ihnen in Bezahlung des Sol¬ 
des nicht Wort zu halten. Ost sey eine Kirche über ein hal¬ 
bes Jahr ohne Prediger.*) 
Aber die ärgste Rohheit und Unwissenheit hatte sich der 
Prediger selbst bemächtigt.**) Die heftigste Zwietracht, die 
wildeste Verwirrung, und eine bis in's Unglaubliche gesteigerte 
Verketzerungssucht waren au der Tagesordnung. Die Kanzel 
ertönte von den furchtbarsten Verwünschungen, Flüchen und 
Gotteslästerungen, welche man mit unbeschreiblicher Wuth un¬ 
ter das arme verwilderte Volk schleuderte. Die Stände, in 
Besorgniß, daß sich ihre Glaubenspartei endlich gegenseitig 
selbst aufreibe, beriefen ohne Vorwissen des Kaisers den luthe¬ 
rischen Professor Lukas Backmeister aus Rostock herbei, um 
durch ihn eine Visitation der Kirchen vornehmen und die Einig¬ 
keit Herstellen zu lassen.***) 
*) Raupach ^resd^kerolo». 143. 
**) Zum Belege die Klageschrift eines gewissen Balthasar Strigl, 
Verwalters zu Drosendorf gegen ein Weibsbild » so der Zeit 
zu Zlabings in Böhmen« sich aufhalt. Diese Person, das 
Weib des Schulmeisters zu Altensteig wurde wegen Ehebruchs 
eingekerkert, entkam aber durch Hülfe des Brauers, mit dem 
sie entfloh. Später trat sie in den Dienst des Pfarrers zu 
Linz, wo sie sich an den Bruder des Klagers M. Jakob Strigl 
hing, unter dem Vorgeben, daß sie ledig; sie ging mit ihm, 
dem Herr von Pucheim die Pfarre Nabs verliehen, eine neue 
Ehe ein, bei Lebzeiten ihres Mannes. Balthasar machte dem 
Bruder Vorwürfe und hieß ihn die Ehebrecherin von sich thun, 
woran sie ihn aber durch zauberische Liebestranke hinderte. Einst 
öanyte sie ihn gar auf einen Lindenbaum, wo der arme 
Mann eine halbe Nacht im bloßen Hemde aushalten mußte. 
Als sie endlich doch entfernt werden mußte, kaufte ihr der 
Pfarrer zu Ulrichsberg bei Schlägl zwei Hauser und Güter. 
Hier besuchte sie ihrer Aussage nach jede Nacht der Teufel in 
Gestalt eines schwarzen Männleins. Der Besuch war ihr end¬ 
lich lästig, worauf sie wieder nach Nabs zog, und sich in des 
Pfarrers Nähe niederließ. — So in der Schrift. Man muß 
dieselbe gelesen haben, um eine Vorstellung von der Sitten- 
lostgkeit dieses Volkes, das in seinem Forschen die Religion in 
dem »reinen Evangelium« gefunden haben will, zu erlangen. 
***) Das ging hin, aber der General der Eistercienser wurde 
schnöde abgewiesen!
	        
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