Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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anzulegen ohne Beihülfe der weltlichen Macht. Dann kamen 
noch gewisse Grundsätze, die sich in Folge des Reformations¬ 
wesens ausgebildet hatten, hinzu, die hindernd in den Weg 
traten, auch wo beide Gewalten dasselbe wollten. Als.um 
i58i der General deö Cistercienser-Ordens Edmund s Cruce 
aus Polen nach Oesterreich kam, um die Visitation der Klöster 
des Ordens vorzunehmen, befahl der Erzherzog-Statthalter 
dem Landeshauptmann ob der Ens, dieses in Wilhering nicht 
angehen zu lassen, da der Kaiser nicht geneigt sey, fremden 
und unbekannten Nationen ihr Land zu öffnen, und 
ihnen eine Visitation zu gestatten, durch die der Klöster Sub¬ 
stanz erkundigt und bisweilen gar aus dem Lande geführt 
werde. 
Indessen würde man sich sehr irren, wenn man glauben 
wollte, daß kauf der andern Seite die Aussichten erfreulicher 
gewesen. Wir enthalten uns deßhalb deö eigenen Urtheils und 
führen nur einige Aeußerungen Gleichzeitiger an, deren Aus¬ 
sagen keinem Verdachte unterliegen. 
Ein Prediger, Magister Lucius, schildert in einem Briefe 
den protestantischen Adel Oesterreichs, in dessen Händen die 
Religionsangelegenheiten lagen, mit folgenden Worten: Sie 
kümmern sich mehr um die Humpen, als um die wahre Reli¬ 
gion;*) und der bekannte sächsische Hofprediger und Professor 
Dr. Polycarp Leyser, welcher einige Jahre in Oesterreich ge¬ 
lebt hatte, fügt bei: Der Adel wird weit mehr durch blinde 
Ehrsucht, als durch wahren Eifer für Gottesfurcht bestimmt. 
Es wäre vor allem Noth, ihn dahin zu bringen, der Wollust 
und der Trunksucht, denen er beständig nachhängt, abzubrin¬ 
gen, und ihn anzutreiben, nüchtern und mit großer Religion die 
Sache der Religion zu betreiben. Welche Klage könnte ich er¬ 
heben über seine Unmäßigkeit und Verschwendung'.**) 
Ein Anderer, der Prediger Prätorius zu Gobatsburg ver¬ 
sichert, daß der protestantische Adel fast durchgängig das Kir¬ 
chengut an sich gezogen, welches groß und reich, deßungeachtet 
aber dem Pastor nur einen magern Sold reiche; nur auf seinen 
Vortheil sehend, sich um Kanzel und Kirche nicht bekümmere. 
*) Raupach Presbyterclog. yg. 
,**) Naupach 111. Beilagen io3.
	        
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