Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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feil, so hätte an einer ganz andern Stelle müssen angefangen 
werden.*) Den Prälaten konnte eö nicht eben schwer fallen, 
gegen die vorgeschriebenen Maßregeln sehr trifftige Einwendun¬ 
gen zu machen, und sie thaten eö auch. Zwar nicht in der 
Hauptsache, nämlich was die Ordensregel und das Kirchliche 
betraf, — daö lag ihnen schon lange nicht mehr am Herzen — 
doch aber in Betreff der gegen sie geschleuderten Vorwürfe. 
Sie bemerken dagegen, daß es mit dem bloßen Aufträge, tüch¬ 
tige Männer aufzunehmen, nicht gethan sey und geben zu er¬ 
messen, wer unter den obwaltenden Umständen, wo auf Or- 
densleute jede Schmach gehäuft werde,**) wo man in der 
tiefsten Armuth zu leben verurtheilt sey, sich berufen fühlen 
könnte, in ein Kloster zu treten'/ Ein Prälatentisch sey noth¬ 
wendig an solchen Tagen, an denen Gäste anwesend, die man 
nicht abweisen könne. Solche führen oft Gespräche, die man 
nicht alle, namentlich nicht die jungen Ordensleute, hören 
lassen dürfe. Außer diesem Falle haben ja auch bisher die Prä¬ 
laten mit ihren Conventualen immer an einem Tische gespeist. 
Der Vorwurf der Verschwendung, wird fortgefahren, sey 
durchaus ungerecht, denn wo sollte man bei der bisher üblichen 
Art, mit dem Klostergute umzugehen, die Mittel hiezu herneh¬ 
men? Die Schulden, unter denen die Klöster seufzen, haben 
nicht sie selbst gemacht, ihre Güter nicht freiwillig, sondern 
mit landesfürstlichen Consensbriefen verseht, um die öffentli¬ 
chen Lasten tragen, und die geforderten Summen bezahlen zu 
können: sie abzuzahlen, und die Güter einzulösen sey ihr heiße¬ 
ster Wunsch und sie würden ihre Pflicht nicht vergessen, sobald 
man nur mit immer wiederholten Vorschüssen und neuen Bürg¬ 
schaften Stillstand halte» wollte. Jährliche Rechnung zu le¬ 
gen zeuge ebensowohl von unverschuldetem Mißtrauen, als eö 
auch den Rechten entgegenlaufe, welche man bei der Erbhul¬ 
digung dem Prälatenstaude nicht weniger, als den andern 
*) Elue sehr wahre Amnerkung findet sich bel Graiiani I. e. iU. z. 
Der Papst chatte den Eard. Commendone deauftragê, sich die 
Reformation des deutschen Kleruâ angelegen seyn zu lassen. 
**) L. c. wird von Wien bemerkt: Le Clergé étoit baï et mé¬ 
prisé de tout le inonde ; et les entretiens les plus ordi¬ 
naires et les plus agréables étoient des invectives contre les 
Ecclesiastiques. 
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