Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Gegentheile die Prälaten sich schnöde Behandlung ihrer unter¬ 
stehenden Geistlichen erlaubten, ist erfolgt, daß Viele die Klö¬ 
ster verließen. 
4) Die alte Strenge aufrecht zu erhalten , ist nicht mehr 
möglich, deßhalb sind die Obrigkeiten ermächtigt zu mildern, 
namentlich die ewigen Gelübde aufzuheben. Wer in's 
Kloster eintritt, hat nur für die Dauer seines Aufenthaltes im 
Kloster Treue und Gehorsam zu geloben, außer er zöge es 
vor, nach dem vollendeten vier und zwanzigsten Jahre, die 
ewigen Gelübde abzulegen. 
5) Die einst bestandenen Klosterschulen für Geistliche und 
Weltliche sind wieder herzustellen und mit katholischen Lehrern 
zu bestellen, die Vor- und Nachmittag Unterricht ertheilen. 
6) Ein abgesonderter Prälatentisch wird fortan nicht mehr 
geduldet werden. 
7) Den Prälaten insbesondere wird eingebunden, jede 
Verschwendung abzustellen, die Schulden abzuzahlen und die 
verpfändeten Güter einzulösen. Ihre Amtleute müssen jedes» 
mal zuerst dem Klosterrathe präsentirt, und von ihm in Ge» 
lübd und Pflicht genommen werden. Von den Einnahmen und 
Ausgaben ist jährlich Rechnung zu legen; eine jährlich zu hal¬ 
tende Untersuchung wird die Ueberzeugung verschaffen, ob der 
Instruction nachgelebt wird oder nicht. 
Mit Ausführung dieser Anordnungen wurden beauftragt 
Joachim von Schönkirchen, Statthalter der N. Oe. Regie¬ 
rung, Dr. Georg Gienger, Dr. Gebhart Welzer und Dr. 
Christoph Hillinger. 
Die ganze Fassung dieser sogenannten Reformation, und 
die Umstände, unter denen sie gegeben wurde, so wie auch die 
Wahl der Personen, welchen man ihre Ausführung übertrug, 
sprechen laut genug für den Geist, der sie eingab. Nicht um 
die Klöster, als Institute der katholischen Kirche zu erhalten, 
wurden diese Anordnungen getroffen, oder sie ihrer ursprüngli¬ 
chen Bestimmung wieder zurückzugeben; sondern,— indem man 
unbestimmte Vorwürfe nach dem damaligen Gerede zusammen¬ 
häufte gegen die Prälaten, ihnen unmögliche Dinge auflegte 
und von ihnen forderte, — sie immer in der Hand zu behal¬ 
ten und die Einkünfte der Klöster nach Belieben zu verwenden. 
Zu reformiren gab eö leider genug, aber wäre es Ernst gewe-
	        
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