Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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zwischen ihm und seinem Vater Zwistigkeiten ernster Art vor¬ 
gefallen waren.*) Allgemein hegte der Protestantismus die 
Hoffnung, daß er nur den Tod deö Kaisers erwarte, um sich 
offen für ihn zu erklären. Wirklich schien daran kaum zu zwei¬ 
feln. Bei Lebzeiten Ferdinand'- stand Maximilian im lebhaf¬ 
ten freundschaftlichen Briefwechsel mit mehreren Fürsten des 
augsburgischen Bekenntnisses, namentlich mit Herzog Christoph 
von Würtemberg, gegen den er sich unumwunden und in den 
stärksten Ausdrücken als warmen Freund der neuen Lehre, und 
als bittern Feind der katholischen Kirche und insbesondere des 
Papstes ausspricht. **) Ohne Zweifel war die Behauptung 
des Predigers von Wissend Johann Dürnbach vollkommen ge¬ 
gründet: daß Se. kaiserliche Majestät den Papst »herzlich zu¬ 
vor für den .leidigen Antichrist und das Kind des Verderbens 
erkannt und dawider christlich geeifert« habe.***) Es schien 
ihm nicht unerwünscht, wenn die katholische Kirche ohne sein 
Zuthun zusammenstürzte.****) Indessen, so entschieden er 
sich auch zur protestantischen Ueberzeugung hinneigte, *****) 
so war ihm doch die im Schoße der neuen Kirche herrschende 
Uneinigkeit ein Stein des Anstoßes, den er auch als das vor- 
*) Reichart Strein, der das Vertrauen Maximilian'- besaß, 
und daher wohl nnterrichtet seyn konnte, versichert in einem 
Gutachten an Erzherzog Matthias ausdrücklich, es sey die 
Absicht K. Ferdinand'- einmal gewesen, Maximilian von 
seiner Gemali» zu trennen, ihn von der Nachfolge auszu¬ 
schließen, und selbe dem zweiten Sohne Ferdinand zu über¬ 
tragen. Goldast, Commentarli de Regni Boliemiae Ju¬ 
ribus etc. II. 120. Gratianus in Vita Commendoni stimmt 
mit Streins Versicherung überein — nach FlecliieFs Ueber- 
seßung Liv. III. 2. 
**) Diese Eorrespondenz ist abgedruckt in Le Vret's Magazin IX. 
***) Der arme Mann wurde eingesperrt, weil er dieses 15 6s 
schrieb und beifügte: »Das Haupt des Reichs .. ist von sei¬ 
nem Gott und Christo gefallen . . und liegt nun in solchem 
schrecklichen Fall todtlich wund und krank.« Raupach II. 
162 und ff. 
****) Gratianus 1. c. > 
*****) Rommel Geschichte Philipp's . . von Hessen II. 57 7. Die 
Lehre in der A. C. begriffen, welche ihr k. Würde für die 
wahre christliche Religion erkennen und in welcher sie ver¬ 
mittelst göttlicher Gnade ihr End zu schließen, ja Kreuz und 
Verfolgung darüber zu leiden bereit sind.
	        
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