Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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sich auch in den Klöstern der Geist kund gab, welcher alles 
durchdrang, alle Wurzeln zernagte und alle Dämme unter¬ 
spülte. Auf sie hatten die österreichischen Reformatoren ein 
vorzügliches Augenmerk gerichtet. Es waren die Besitzungen 
derselben, was reizte,*) und der natürliche Haß gegen diese 
ehrwürdigen Institutionen deS katholischen Alterthums, was 
die Neuerer anspornte. Daß cs so gekommen, wie wir es fin¬ 
den in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, kann nicht in 
Verwunderung setzen; ein Wunder aber wäre, wenn wir etwas 
anderes erblickten. 
Kiesel in seinem schon angeführten Gutachten, oder wie 
man seine Schrift nennen will, zeigt unwidersprechlich, wie 
Freund und Feind in die Wette zum Untergange der Klöster 
sich die Hände boten. »Was aber für Klöster noch aufrecht 
geblieben, darein haben Ihr Majestät auf solcher (heuchleri¬ 
scher) Räth Gutachten Hofmeister, Hofrichter, Gegenschreiber, 
welche Ihrer Majestät und der Kammer allein glübt und ge¬ 
schworen , die auf die Einkommen Achtung geben, der N. Oe. 
Kammer Raitung thun, und was bei denen Klöstern jährlich 
erspart worden, berührter Kammer antworten sollen, gesetzt. 
Zu welchen Aemtern die zur selben Zeit Kammer die »abgefier- 
tisten « w i t t e n b e r g i sch e n Magistros, und die in Religione 
sonst verschlagniste Personen, welche die einfältigen Prälaten 
und Klosterpersonen dermassen untergangen und persuadirt, 
daß sie nicht allein die zu denen Klöstern gehörige Pfarren mit 
sectischen Prädicanten, die Schulen aber eben mit dergleichen 
wittenbergischen Magistris und Studenten ersetzt, sondern selbst 
von dem katholischen Glauben apostatirt, die Unterthanen zu 
der neuen Lehre genöthigt, ja wohl in ihren eigenen Klöstern 
und Kirchen Prädicanten ausgestellt, ihre Novitios gegen Wit¬ 
tenberg**) ad studia geschickt, welche den Habitum gleich- 
*) Darum protestirten die Stände so feierlich, wenn K. Ferdinand 
den Versuch machte, das geistliche Gut als Kammergut zu 
erklären •—• vielleicht nur um es besser schützen zu können — 
wie am 15. Mai isr», und am s>. Oktober 1552; und so 
übel war ihnen dieß auch nicht zu nehmen, wenn ste, wofern 
man die Besitzungen nicht mehr als das, was sie waren, gelten 
ließ, auch einen Theil der Beute wünschten. 
**) In den Kammerrcchnungen des Klosters St. Florian von 1573 
ist wirklich auch ein Posten : für die Studiosen in Wittenberg
	        
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