Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Wolfgang Waldner, ein Benedictiner von Garsten und Pfar¬ 
rer zu Steyer, schmähte in seinen Predigten öffentlich gegen 
die katholische Lehre und die kirchlichen Gebräuche, und heira¬ 
tete endlich zum handgreiflichen Beweise der gereinigten und 
erleuchteten Einsicht, welche er durch das Studium der heili¬ 
gen Schriften gewonnen, seine Köchin, — »das war ein un¬ 
erhörter Handel zu Steyer.« Nach Passau zur Verantwortung 
berufen, entfloh er nach Augsburg, wo er öffentlich und förm¬ 
lich zum Lutherthum übertrat, nachdem er schon früher, wie 
wir gehört, sein Gewissen durch Verehelichung beruhigt hatte. *) 
So kam es denn gegen die Mitte des Jahrhunders dahin, 
daß in den Ländern K. Ferdinands kaum mehr der zehente, ja 
wie andere Angaben lauten, der zwanzigste oder dreißigste 
Theil der Einwohner dem Glauben der Väter noch treu geblie¬ 
ben war. Die Klöster standen verödet, die Mönche waren 
allenthalben Gegenstand des Gespöttes, das Mönchsleben der 
höchsten Verachtung preis gegeben, niemand hatte mehr Lust, 
dasselbe zu wählen. Der Stand der Weltgeistlichkeit theilte 
das gleiche Loos. Durch 20 Jahre ging aus der hohen Schule 
zu Wien nicht ein Priester hervor, und über 300 Pfarren sol¬ 
len in Oesterreich ohne Hirten gewesen seyn.**) 
Dieses vorausgesetzt, wird es nicht mehr auffallen, wenn 
die Priesterehe, von denen er glaubte, daß sie schon allzu tief 
gewurzelt hatten, als daß Aenderung möglich sey, sehr am 
Herzen. Die Folge würde indessen auch ihn überzeugt haben, 
daß mit derlei Nachgiebigkeit nichts gewonnen, sondern dadurch 
die Forderungen nur in's Maßlose gesteigert werden. 
Zu Niedeck befindet sich ein Brief des Georg Major üüo. 
23. Februar 1545 im Namen Luthers, der eben krank lag, 
an den Grafen Georg von Schaunberg geschrieben, mit der 
Anfrage: Ob er der Religion wegen noch Anfechtung leide? 
G 0 tt wird um solcher Verfolgung willen der 
Türken Strafe über etliche Verfolger göttli¬ 
cher Lehre verhangen.« Am Ende wird beigefügt, 
Luther schreibe eben ein Buch wider den Papst. (Das Papst¬ 
thum zu Rom vom Teufel gestiftet. Sieh Menzel 1. c. II. 352).*—• 
*) Prevenhuber 1. c. ¿64. Waldner fand Anstellung als Prediger 
in der Prediger-Kirche zu Nürnberg, wo er sich 1554 befand. 
Strobel, Neue Beitrage zur Litteratur I. 94. 
**) Orlandini 1. c. 347 und Historia Societ. Jesu, T. V. P, III. 
802. Historia Prov. Austriae 17.
	        
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