Volltext: Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering

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Unglücke der Waffen kund gebe. Unter andern Dingen wird 
auch vorgebracht: »So sind auch viel Pfarren ohn all Vor¬ 
geher und Pfarrer, *) dadurch das gemein Volk also gottlos 
und grob wird, daß es schier nicht mehr zu zähmen ist, nnd 
wie das Vieh ohn alle christenliche Unterweisung und Sacra- 
ment verscheiden.« Die Schrift schloß mit der Bitte an den 
König, den Bischöfen zu befehlen, das Evangelium nach rech¬ 
tem christlichen Verstand zu verkünden, namentlich aber die 
Artikel von der Sündenvergebung, dem Verdienste Christi und 
dem Abendmale. K. Ferdinand antwortete ausweichend, daß 
auch er wünsche, das göttliche Wort nach dem rechten und 
christlichen Verstände verkündigt zu wissen, und in dieser Be¬ 
ziehung Niemanden ein Hinderniß in den Weg gelegt habe. **) 
In der Schlußrede der Stände wird die Religion des Kö¬ 
nigs geradezu Abgötterei genannt, und die Zuversicht aus¬ 
gesprochen, daß die Prädicanten wegen des Vortrages des höch¬ 
sten Artikels, der Rechtfertigungslehre (im Sinne Luthers'ö) 
nicht werden angefochten werden. ***) 
In der großen Gefahr der katholischen Kirche in diesen 
Ländern, so kühnen und gewaltigen Feinden gegenüber, fand 
sich Niemand, der den Willen und die Kraft gehabt hätte, er¬ 
folgreichen Widerstand zu leisten: »Die, welche können, und 
denen es obliegt, befleißen sich keiner oder nur sehr geringer 
Aufsicht gegen den innern Feind; die Ausgelassenheit verdorbe- 
rler Menschen wird durch keine Wachsamkeit der Hirten gezügelt, 
denn blinde Habsucht und die wahnsinnige Willkür nach 
Lust zu leben, hat alles durcheinander geworfen. Jene hat die 
Großen, diese das Volk ergriffen. ****) glicht ein einziger 
*) Leider sehr wahr; aber wessen war die Schuld? Im Codex 
Austr. I. 291 steht ein Mandat Ferdinand's vom 11. Februar 
1544, in welchem er das Benehmen einiger Vogtherren rügt, 
die mit dem Vermögen verstorbener Pfarrer nach Belieben schal¬ 
ten re. — weshalb jedem die Lust vergehe, sich um 
eine s0lche Pfründe j« bewerben. Dasselbe wird noch 
öfter mit immer gleichem Erfolge wiederholt, z. B. 1. c. 406. 
Welcher Einfluß dem Ordinarius gestattet wurde, ist oben be¬ 
merkt. 
**) Raupach 1. c. II. Beilage S. 7 5. 
***) 1. c. 82. 
****) Oriandini, Histöiia Societatis Jesu. Colouiao 1615. p. 106 . .
	        
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