Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

90 
Veräußerung der Güter des Klosters seine Zuflucht nehmen, um 
die Forderungen, welche an selbes gemacht wurden, bestreitenzu 
können. Unversehens kamen am 50. Maii§4i der Schottenabbt 
von Wien und Joachim von Marschall nach Wilhering, und 
verlangten im Aufträge des Königs Ferdinand eine Summe 
von rooo fl., mit beigefügter Drohung, daß im Weigerungs¬ 
fälle in die Güter selbst würde gegriffen werden. Es gelang, 
Zeinen Nachlaß von 900 fl. zu erhandeln, worauf der Abbt vor¬ 
zog , lieber selbst in die Güter zu greifen. Mehrere derselben 
wurden auf Wiederkauf an Erasmus von Starhemberg und 
Alexander von Schifer veräußert. 
Abbt Peter, alt und schwach, fühlte sich unvermögend, 
sein Amt in so schweren Zeiten zu verwalten, und legte seine 
Würde nieder — wahrscheinlich 1543. Er verließ dieses Leben 
am 4. Mai 1544. 
Die Geschichtschreiber und andere Schreiber, die sich be¬ 
rufen fühlen, alles zu erklären, und aus Mangel oder in Un- 
kenntniß des wahren Erklärungsgrundes, der in der Regel im¬ 
mer etwas unter der Oberfläche liegt, sich in der Eile mit dem 
behelfen, der ihrer vorgefaßten Meinung entspricht, haben es 
sich zum Axiom gesetzt, jede unruhige Bewegung des gemeinen 
Volkes im 16. und 17. Jahrhundert der Willkür zuzuschreiben, 
mit der man es behandelt, und gegen die es keinen Schutz 
finden konnte. Diesen zu Liebe stehe hier ein Gerichtöbrief von 
1536, der Nachstehendes enthält. Ein Herr von Miltenburg 
führte Klage gegen einen Unterthan, Panzagel, den er von 
Abbt Leonhart von Wilhering erkauft hatte, als habe er sich 
dem Vitzdom angevogtet. Auf den Bescheid des landeshaupt- 
mannischen Gerichtes, daß dem Kläger der Beweis obliege, 
stand er freiwillig von der Klage ab. Nun aber klagte der Un¬ 
terthan auf Schadenersatz wegen der aufgelaufenen Kosten. Nicht 
nur wurde Herr von Miltenburg dazu verhalten, sondern es 
wurde ihm noch insbesondere eingebunden, sich gegen denPan- 
zagel zu verhalten, wie es dem Herrn gegen den Unterthan 
gezieme.