Volltext: Vom 4. März 1915 bis zur Kriegserklärung (4.)

mit diesen Fragen zu beschäftigen, die zu gegebener Zeit und 
in bezug auf alle Einzelheiten geprüft werden und die beiden 
Regierungen nicht hindern würden, hierüber zu einer Ver¬ 
ständigung zu gelangen. In bezug auf meinen Hinweis, daß 
Ew. Exzellenz aus den von ihm gebrauchten Wendungen sich 
kein Bild davon machen könne, welches die Ausdehnung des 
Gebietes sein würde, das er in Südtirol anböte, händigte mir 
Baron Burian ein kurzes Promemoria (Denkschreiben) ein. 
Las die Grenzen dieser Abtretung angibt. Er fügte hinzu, 
er habe schon, bevor er mich um den heutigen Besuch gebeten 
habe, sich vorgenommen, mir das Promemoria einzuhändigen, 
um seiner Ankündigung vom vergangenen Sonnabend Folge 
zu geben. 
Ich füge hier nachfolgend den Wortlaut des genannten 
Promemoria abschriftlich ein: 
„Die Gebiete, die Oesterreich-Ungarn an Italien zu den 
angegebenen Bedingungen abzutreten geneigt wäre, würden 
die politischen Bezirke Trient, Rovereto, Riva, Lione (mit 
Ausnahme von Madonna di Campiglio) sowie den Bezirk 
Borgo umfassen. Im Etschtal würde die Grenze bis Tavis 
heraufgehen, welcher Ort zu Italien gehören würde." 
Baron Burian nahm dann Bezug auf die im Telegramm 
Ew. Exzellenz wiedergesehene Wendung, die er mir gegenüber 
in der Unterredung vom Sonnabend gebrauchte, daß man den 
strategischen Erfordernissen und den wirtschaftlichen Bedürf¬ 
nissen der Bevölkerung Rechnung tragen müsse, und bemerkte, 
er habe von diesen beiden Momenten gesprochen, da es nicht 
nur im Interesse Oesterreich-Ungarns, sondern auch im Inter¬ 
esse Italiens notwendig wäre, beim Ziehen der Grenzlinie 
auf sie Rücksicht zu nehmen. In bezug auf seine Bemerkung 
mir gegenüber hinsichtlich der Konvention über den Schiffs¬ 
verkehr auf dem Gardasee sagte mir Baron Burian, er habe 
geglaubt, dessen Erwähnung tun zu sollen, weil diese Kon¬ 
vention wie die anderen den Grenzverkehr betreffenden Kon¬ 
ventionen zwischen den beiden Ländern einer Revision unter¬ 
zogen werden müßten und naturgemäß die den Gardasee be¬ 
treffende Konvention außer Kirnst zu setzen wäre, da der 
Gardasee in die an Italien abzutretenden Gebiete inbegriffen 
sein würde. 
Baron Burian tat mir dann kund, daß er dem beistimme, 
was Ew. Exzellenz über die Notwendigkeit gesagt habe, eine 
Situation wirklicher Einigkeit und Herzlichkeit zwischen den 
beiden Staaten für ein eventuelles künftiges Zusammen¬ 
wirken nach gemeinsamen Zielen der allgemeinen Politik 
zu schaffen. Das entspreche völlig seiner Anschauung der 
Dinge, und oftmals habe er sich mir gegenüber in diesem 
Sinne ausgesprochen. Aber es falle ihm schwer, dem Ge- 
Italienisches Grünbuch. XI. H
	        
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