Volltext: Vom 4. März 1915 bis zur Kriegserklärung (4.)

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Nr. 53. 
Der Minister des Auswärtigen an die Botschafter in Berlin 
und Wien. 
Rom, 23. MärZ 1915. 
Baron Mavchio, den ich heute morgen sah, sagte Mir, er 
habe zwei Telegramme von Baron Burian in bezug aus die 
Unterredungen mit dem Herzog Stimmn erhalten. Sie stim¬ 
men mit dem überein,, was dieser berichtet hat. Baron Burian 
nimmt an, Laß nach Aufklärung -es Mißverständnisses be¬ 
züglich seiner früheren Aeußerungen ich die Forderungen 
Italiens zu formulieren hätte, um so mehr, als die Aus¬ 
führung des Abkommens am Ende des Krieges auch von 
Deutschland garantiert werden würde. 
Ich habe ihm geantwortet, daß ich mich an die Situation 
halte, die ich auch dem Herzog v. Avarna in meinem gestrigen 
Telegramm dargelegt habe. Ich nehme den Vorschlag des 
Baron Burian, Verhandlungen zu eröffnen, zur Kenntnis; 
da ich jedoch alle meine Zweifel aufrechterhalte in bezng 
auf die Möglichkeit, zu einer Verständigung zu gelangen, 
bevor nicht die unverzügliche Ausführung der eventuellen 
Abmachung ausbedungen sei, .könnte ich daher für jetzt keine 
Vorschläge machen oder Initiative ergreifen. Aber ich würde 
jeden Vorschlag, den Baron Burian vorbringen würde, an¬ 
hören und sorgfältig prüfen, wobei ich überdies erklärte, 
daß ich, um den Weg zu ebnen, jeden nicht angenommenen 
Vorschlag als nicht getan betrachten und das Geheimnis über 
solche Vorschläge und die daraus bezüglichen Verhandlungen 
bewahren würde. 
Ich ging -amt dazu über,, dem Baron Macchio in freund¬ 
schaftlicher Unterhaltung die vielen praktischen Gründe klar¬ 
zulegen, welche die große Bedeutung rechtfertigen, die die 
kontgltche Regierung der Frage der unverzüglichen Aus¬ 
führung jedweden Abkommens beimißt, -. h. des unverzüg- 
ltchen Uebergangs der abmachungsgemäß von Oesterreich- 
Ungarn an Italien abzutretenden Gebiete, dies auch deshalb, 
um völlig sicher zu sein, für die ganze unbestimmte Dauer des 
Krteges die zu übernehmende Neutralitätsvervflichtunq er¬ 
füllen .zu können. 
Oesterreich-Ungarn hält schon heute in den Gebieten, die 
in Frage kommen können, eine Zahl von Soldaten, die großer 
ist als die, die es an dem Tage, an dem die Gebiete tatsächlich 
abgetreten würden, entlassen müßte; angesichts des territo¬ 
rialen Rekrutierungssystems würde es nicht schwieriger sein, 
schleumg innerhalb der genannten Territorien alle diejenigen 
Mmtärpersonen zu konzentrieren, die nach Geburt oder 
Wohnsitz dorthin gehören, als es etwa sein würde, eine
	        
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