Volltext: Vom 4. März 1915 bis zur Kriegserklärung (4.)

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habe alles ins Stocken gebracht. Fürst Blllow habe vorgeschlagen, 
diesen Punkt unentschieden zu lassen und inzwischen das 
übrige zu erörtern. Ich hätte mich dem nicht widersetzt, ob¬ 
gleich ich Bedenken trüge, ob nicht ohne die Lösung der Frage 
des Vollzugs die Erörterung sich andauernd in der Luft be¬ 
wege. Jedenfalls gäbe ich meine Zustimmung, daß die Ver¬ 
handlung in Wien wieder aufgenommen würde, wenn Baron 
Bunan genaue und konkrete Vorschläge machen würde, auf 
deren Grundlage sie sich bewegen könnte. 
Baron Macchio hielt es für nützlich, zunächst die Frage 
zu bestimmen, ob 6er Vollzug während des Krieges oder nach 
demselben zu erfolgen habe. Er behauptete hie Unmöglich¬ 
keit, ihn unverzüglich vorzunehmen. Ich verwies ihn auf 
die verschiedenen außerordentlichen Schwierigkeiten, 'Me sich 
der Verschiebung des Vollzugs entgegenstellten. Ich ver¬ 
breitete mich über die Frage betreffs der Notwendigkeit her 
parlamentarischen Zustimmung. Die Partei, die sich zur 
Neutralität verpflichtet hätte, würde am Schluß des Krieges 
bereits alles bas geleistet haben, was sie leisten sollte und 
konnte, einerlei ob bas Parlament bas Tun ihrer Regierung 
billigte ober nicht, während bagegen der andere Teil nichts 
getan haben würde, außer baß er eine an bis parlamentarische 
Zustimmung geknüpfte Verpflichtung zur Gebietsabtretung 
übernonmmen hätte, eine Verpflichtung, die sich in nichts aus¬ 
lösen würde, wenn 'diese Zustimmung nicht erteilt würde. 
Ich verwies weiter aus die andere außerordentlich schwie¬ 
rige Frage betreffs ber Soldaten, bie fortfahren müßten, sich 
für eine Sache zu schlagen, bie nicht mehr bie ihrige -wäre. 
Wie könnte das bie öffentliche Meinung ertragen? In 
Oesterreich herrsche das-Territorialsystem, das die Entlassung 
der Soldaten nach Herkunftsprovinzen erleichtere. 
Baron Macchio erkannte an, baß bie erste Frage betreffs 
der Abhängigkeit ber Verpflichtung von ber parlamentarischen 
Sanktion begründet sei; er würde über sie dem Baron Burian 
berichten, damit dieser sie in Erwägung ziehe und irgend¬ 
eine andere Sicherheit in Vorschlag bringe. 
Bezüglich ber Soldaten sagte er, ihre Entlassung während 
bes Krieges würde bas Heer desorganisieren. Es bestünden 
auch viele Schwierigkeiten administrativer Natur hinsichtlich 
bes Uebergangs ber Gebiete während der Feindseligkeiten. 
Er schloß mit bem Vorschlag, biese Unterhandlungen 
wieder aufzunehmen, die nützlich ausfallen könnten, wenn 
auch Baron Burian darauf abziele, daß die Verhandlungen 
in Wien geführt würden. 
S o n n i n o.
	        
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