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„ Ich entwickelte ihm in meiner Antwort die verschiedenen
Gründe, aus denen wir auf unserer Forderung bestehen
müßten: Gründe, -die der allgemeinen Lage der italienischen
wie der östereichischen öffentlichen Meinung Rechnung tragen.
Ich gab ihm zu bedenken, wie schwer es sei, einen festen
Boben zu legen, auf 'dem man mit der österreichischen Regie¬
rung verhandeln könne; ich wies ihn auf die Worte hin, die
am 15. d. M. Baron Burian zum Herzog v. Avarna sagte und
mtt 'denen er die Abtretung österreichischer Gebiete an Italien
von der tatsächlichen Erzielung von Vorteilen seitens Oester-
reichs am Ende eines siegreichen Krieges abhängig zu machen
schiene. Fürst Bülow setzte folgende Punktation auf: „Baron
Sonnino betonte mir gegenüber, der Vorteil, den Oesterreich-
Ungarn von nun an mittels des Abkommens ziehen würde,
bestünde in der Garantie, die es in bezug auf die 'italienische
Neutralität während der ganzen Dauer des Krieges erhielte.
Dagegen scheint Baron Burian jede effektive Gebietsabtretung
an Italien von der Bedingung abhängig zu machen, daß
Oesterreich tatsächlich Gebietserwerbungen und andere Vor¬
teile am Ende des Krieges erziele.
„Die Betrachtungsweise 5es Baron Burian macht ein
solches Abkommen unmöglich, wie es den Absichten des
Barons Sonnino entsprechen würde, d. H. ein Abkommen, das
die Beschaffenheit eines Akkords (forfait) haben würbe:
Abtretung derzeit östereichischen Gebiets auf der einen Seite
gegen Garantie der Neutralität für die Dauer des Kriegs
auf der andern Seite, wie immer auch der Ausgang besagten
Krieges beschaffen sein sollte."
Ich sagte zum Fürsten Bülow, daß ich nichts zu über¬
stürzen beabsichtigte, daß ich aber keinerlei Initiative ergreifen
noch Vorschläge mehr machen würde; wenn die österreichisch-
ungarische Regierung zu irgendwelchem Abschluß kommen
wolle, so möge sie ihrerseits bestimmte, klare und möglichst
weitherzige Vorschläge machen, damit es eine Möglichkeit des
Gelingens gäbe.
Fürst Bülow sagte, er würde Obiges nach Berlin berichten
lassen. Sonnino.
Nr. 49.
Der Minister des Auswärtigen an die Botschafter in Berlin
und Wien.
Rom, 20. März 1915.
Gemäß Instruktionen, die ihm der Kanzler Bethmann-
Hollweg nach einer Audienz beim Kaiser Wilhelm erteilt hat.
kündigt mir Fürst Bülow an, „er sei zu der Erklärung be¬
auftragt, baß die kaiserlich deutsche Regierung gegenüber der
königlich italienischen Regierung die volle und ganze Bütg-
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