Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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Die mehrfachen Kämpfe zwischen den Bayern und den Avaren, einem 
wilden und raub lustigen Volke, das sich seit 570 unterhalb des Ensflnsses fest¬ 
gesetzt hatte, waren für den materiellen und kirchlichen Culturstand Bayerns von 
sehr nachtheiligen Folgen; mehrmals (680, 737) waren die Avaren über die Ens 
herauf, ja bis zum Inu vorgebrochen und hatten die Gegenden an der Ens zu 
einer menschenleeren Wüste gemacht; die Stadt Lauriacum wurde gänzlich zerstört 
und erhob sich nicht mehr ans den Ruinen. Erst mit Herzog Odilo (731 — 748), 
der mit den Avaren ein mehr friedliches Verhältnis herstellte, trat im Lande 
wieder Ruhe ein, die für die Cultur des Landes, wie für die religiöse und geistige 
Bildung des Volkes nur förderlich war. 
Odilo's Sohn und Nachfolger, Herzog Tassilo II., suchte sich der 
Oberherrschaft der Franken zu entwinden, und die Folge war, daß ihn der ge¬ 
waltige Frankenkönig Carl der herzoglichen Würde entsetzte, das Land Bayer» 
aber mit dem fränkischen Großreiche vereinigte, und seiner Selbständigkeit 
beraubte. Um sich die Ruhe vor den Avaren, diesen unliebsamen Gränznachbaru, 
nachhaltig zu sichern, bekriegte König Carl sie 791 in ihren eigenen Landen, über¬ 
wältigte sie, zerstörte aber ihr Reich erst 799 vollends. Aus dem eroberten Lande, 
das bis über den Leitha - Fluß hinabreichte, bildete er eine Vormauer des frän¬ 
kischen Reiches unter dem Namen Ostmark, und setzte darüber eigene Gränz- 
oder Markgrafen. Die bayerische Mark, wozu auch das Land ob der Ens ge¬ 
hörte, wurde der besseren Verwaltung wegen in Gaue eingetheilt und jedem der¬ 
selben ein Gaugraf vorgesetzt, dem die Vikare und Centgrafen unterstanden. 
Die Namen der Gaue wurden größtenteils von Flüssen oder bekannten 
Orten hergenommen, so entstanden der Salzburggau, Chiemgau, Jsengan, 
Rotahgau, Matichgau, Atergau, Traungau u. a. 
Während der Matich-Gan — Matahgan, Matgonne, pagus 
Matahcensis, pagus Haducianus — x) den südlichen Theil des 
heutigen Jnnkreises mit Einschluß von Matsee und des Mondseer - Gebietes in sich 
begriff?) breitete sich der Rotah-Gau — Rotagave — Rotahgouue, 
geordnet; Bischof Vivilo wurde für die Diözese Passau bestellt 738; seither blieb Passau der 
Sitz der norischen Bischöfe. 
1) Chron. Lunselac. 15, 29, 34, 35, 240; U. B. I. 2o, 94; U. B. II. 12, 48, <3. 
2) Der Matichgau, mit der darin breit und tief aufsteigenden Wald- und Berg¬ 
gruppe des „W e i l h a r t", aus der Römerzeit und aus dem Mittelalter voll eulturhistorischer' 
ethnografischer und christlicher Denkmäler, war das fouveraine Stamm- und Hausgebiet der 
Agilulfinger-Herzoge und der Waffenplatz des bojoarischen Heerbannes gegen den barbarischen 
Osten; dort thronten auf freien Höhen die herzoglichen Pfalzen zu M a t i g h o f e u, Rans- 
Hofe«, Hochb urg und Ostermüting; bort weilten und schlichteten die Agilulfinger- 
Herzoge so oft, geboten über Ostbayern und ließen ihre Hausdamaine durch eigene Pfalzgrafen 
verwalten; öaritm der jener Gegend eigenthümliche, jetzt aber längst verschollene Name: Pfalz- 
g r a f e n l a n d. Aus diesem Hausgebiete konnten die Agilulfinger an die Stifte: Mondsee 
und Matsee und an verschiedene Kirchen stiften und schenken; von Koch - Sternfeld: die Chor-
	        
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