Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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Auch Passau, Linz, Lauriacum, Ovilaba — Wels — und andere Orte 
stiegen wieder neu aus ihrer Verödung empor?) 
Mit dem Wiederaufblühen der Orte, mit der Zunahme der Cultur und 
der Bevölkerung bemächtigte sich auch das Christenthum in seinem welterobernden 
Gange nicht blos des Volkes, sondern auch des Landes; es erbaute unter den 
Wohnsitzen der Bevölkerung seine Kirchen und Altäre, errichtete an den Wegen 
seine Kreuze und Standbilder; sonach stiegen aus dem Schutte nicht nur die im 
Sturme der Völkerwanderung zerstörten Gotteshäuser empor, sondern viele neue 
Kirchen entstanden, theils über den ehemals heidnischen Delnbren und Cultus¬ 
stätten, theils über den Ruinen und aus dem Materiale der zerstörten Römer¬ 
castelle, und wurden, außer dem dreieinigen Gott, vornehmlich in der Ehre der 
heiligen Gottesmutter Maria, des Erzengels Michael, der heiligen Apostel, der 
Märtyrer Stephan, Laurenz, Pankraz, der Drachenbekämpfer Georg und Mar¬ 
garetha, der heiligen Martin, Nicolaus, Vitus geweiht; auch dem Vorläufer 
Christi, Johannes dem Täufer, wurden viele Kirchen gewidmet und ein Baptisterium 
eingerichtet. Eine solche Kirche mit Baptisterium — Taufkapelle — fand bei der 
Ankunft in Passau schon der heilige Severin in Bojotro, dabei den Gottesdienst 
im erfreulichsten Bestände vor, und von dieser Kirche aus, die ungeachtet der an 
den Mauern Passaus vorüberbrausenden Stürme aufrecht geblieben war, wurde 
als von der ecclesia baptismalis et parochiaiis die Seelsorge über das weite 
Bcrg- und Waldgebiet des nordwestlichen Ufernoriknms versehen. 
Die St. Severinskirche zunächst der Innstadt - Passau, die mit der Zelle 
noch in ihrer jetzigen Bauform das hohe Alter zur Schau trägt, ist die ecclesia 
matrix — Mutterkirche — für die weite Umgegend des bayrischen Unterlandes 
und des heutigen Jnnkreifes, von wo aus das Licht des Glaubens durch die vom 
heiligen Rupert ausgesendeten Missionsmönche verbreitet und späterhin die Kirchen 
zu Münzkirchen, Oesternberg, St. Florian am Inn, Taufkirchen an der Pr (im, 
Rap, Zell an der Prant, Taiskirchen, St. Georgen bei Obernberg, Maria am 
Sand zu Formbach, Sulzbach, Höhenstatt, KarpfHeim, Kirchheim, Würding 2c. als 
Tauf- und Seelsorgskirchen für, wenn auch in engeren Kreisen gezogene, aber immer¬ 
hin noch sehr ausgedehnte Seelsorgsbezirke oder Pfarreien erbaut worden waren?) 
zu vermeiden weiß; Scora, sächsisch: felsiges Ufer. So E. Ritter von Koch-Sternfeld in seinen 
Beitragen zur Staaten-, Länder- und Völkerkunde. 1825, I. Bd., pag. 272. 
Wie viele Ortschaften, Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser und Kirchen nennen sich 
neu: — sie sind alt; sie erstanden auf uralten Fundamenten, wie denn über so manchen ver¬ 
meintlichen Urwald der Pflug längst hingegangen ist. Auch das Christenthum ist viel älter, als 
man wähnt; auf den heute unwirthbaren Höhen, wie in den schauerlichen Niederungen sind so 
viele Denkmäler des christlichen Cultus verschwunden, aber die heilige Sage ist geblieben! Jn- 
gleichen: wie viele Wälle aus keltisch - römischer Zeit sind im Mittelalter, auch von den Bayern, 
ihrer freiaussehenden festen Lage halber, zur Anlegung von Burgen und Schlössern benützt worden, 
so wie mancher von Wall und Graben umgebene Rittersitz gewiß über einer Heidenschanze steht! 
2) Im Jahre 784 war der heilige Bonifaeins in Bayern aufgetreten und hatte im 
Aufträge des päpstlichen Stuhles die in Verfall gekommenen kirchlichen Zustände Bayerns wieder
	        
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