Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

ihrer Weiber und Töchter zusehen." „Ich lüge nicht," fährt Rumpler fort, „wenn 
ich sage, daß sie aus Passan alle Mädchen weg und in ihr Lager geführt, und mit 
ihnen die schändlichste Unzucht getrieben haben; nicht nur die Pfälzer, auch die 
Kaiserlichen und die Bayern thun dieses. Und doch wollte ich noch glücklich preisen 
diejenigen, welche nicht eingewilligt haben, allein ein solches Weib sucht man in 
dieser sittenlosen Zeit vergebens. Unser Hab und Gut ist dahin, unsere Lüste sind 
uns zurückgeblieben und mit ihnen ein sittenloses, ganz verderbtes Weibergeschlecht." 
Während dieser schauderhaften Vorgänge zogen Kaiser Max und Herzog 
Albrecht iu Tirol herum, um dieses Land in des Ersteren Interessen zu unter¬ 
werfen und einzurichten. 
Denn nach der am 12. September 1504 vorgefallenen Schlacht bei Re- 
gensbnrg, in welcher über die Pfälzer und Böhmen ein vollkommener Sieg erfochten 
worden war, hätte der Krieg leicht durch einen Hanptfchlag auf Landshut, dem 
Mittelpunkte aller Operationen der Pfälzer, beendet werden können; allein dieses 
lag noch nicht im Plane des Kaisers, der aus dem Kriege seinen Vortheil ziehen 
wollte. Endlich wurden die Stimmen der Mißbilligung und der Nothschrei des 
gemißhandelten Volkes zu laut. 
Kaiser Max gab nun an seinen Feldherrn in Wels, Reinprecht von Reichen- 
berg, den Befehl, mit seinen Kriegsleuten, 700 Reitern und 3000 Fußgängern, in 
Bayern einzurücken. Reinprecht begann seinen Kriegszug, welcher der Kehr ab 
genannt ward, mit der Besetzung und Ausplünderung des Marktes Ried; denn 
Georgisches Land hielten diese Truppen für Feindes-Land; alles Vieh und Getreide 
wurde weggeführt; dasselbe Schicksal erfuhr Mauerkirchen. Die Bauern und 
Bürger vou Braunau, als sie von solchen Gewaltthaten Nachrichten bekamen, 
setzten sich zur Gegenwehre; allein Reinprecht griff sie nicht an, sondern wendete 
sich gegen Schärding; die dortigen Befehlshaber ließen die Reiterei in die Stadt 
ein, während das Fußvolk Bei Obernberg weilte und alles verwüstete. Aber die 
Reiterei, die zum Schutze der Stadt eingelassen worden war, wurde genöthiget, 
theils nach Formbach, theils gegen Suben sich zurückzuziehen. Am 13. Jänner 1505 
zog sich die sämmtliche Reiterei aus beiden Klöstern sowohl, wie aus der Stadt, 
zusammen und setzte, nachdem der Uebergaug über den Inn auf Schiffen bewerk¬ 
stelligt worden war, den Marsch durch das Rotthal fort, über Notthalmünster 
nach Pfarrkirchen, die armen Einwohner auf mannigfache Weise belästigend und 
quälend. Von Pfarrkirchen, aus dem alle Einwohner entflohen waren, bewegte 
sich der Zug nach Eggenfelden, das sich ohne Schwertstreich ergab, und weiter 
nach Vilsbibnrg. Hier entspann sich zwischen den Kaiserlichen und den Pfälzeru 
ein hitziges Treffen, in welchem letztere geschlagen und bis Geisenhausen verfolgt 
wurden, zudem 60 Manu an Gefangenen verloren. Doch anstatt gegen Landshut 
vorzurücken und dem Kriege ein schnelles Ende zu machen, zog Reinprecht trinm- 
phirend nach Eggenfelden zurück; denn er fürchtete den Hinterhalt der Pfälzer, 
die auf allen Wegen und Stegen lauerten und die Zufuhr verhinderten. Auch brach 
unter den österreichischen Soldaten eine Krankheit — Diarrhöe — aus, an welcher
	        
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