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vember wurde die Stadt Burghausen in Asche gelegt, nur das Schloß blieb
verschont?) Auch Pfarrkirchen, so oft durchzogen von Freund und Feind, wurde
am Ende noch eine Beute der Flammen. Die Mordbrenner erließen nun an die
Siebte, Freiherren, Bürger und Bauern Aufforderungsschreiben, sie sollten nach
Burghausen kommen und Braudsteuer mitbringen, im Weigerungsfälle würden alle
Ortschaften durch Feuer vernichtet.
Am 25. November zogen bei 2000 Pfälzer von Braunau aus und ergossen
sich in der Königswiese und in der Mäht, so daß sie auch den Schärdingern
sichtbar wurden; sie drangen nach Hartkirchen, wo sie vier Bürger gefangen weg¬
führten, Jnzing und Mitich, durchstöberten alle Orte und hausten recht wild herum;
sie fielen auch über die Bauern her und nahmen sie gefangen, wie solches dem
Müller zu Höhfelden geschah. Am 9. Dezember griffen die Mordbrenner die
Stadt Vilshofen an, wurden aber von den tapferen Bürgern abgetrieben, mit
bedeutendem Verluste an Leuten; dafür gingen Plainting und Hofkirchen in
Flammen auf; Orteuburg wurde nochmals heimgesucht und die Soldaten ließen
diesesmal ihre Wuth an der Kirche und dem Muttergottesbilde aus; Alben, Kelche
und andere Gefäße wurden weggenommen. Am 24. Dezember zog Conrad Leon¬
rod, Befehlshaber der Albertinifchen Soldaten zu Schärding, mit 32 Reitern nach
Ranshofen und begehrte 2000 Dukaten Friedgeld, erhielt aber nur 250 Dukaten?)
„Es ist unmöglich, alle Gräuel aufzuzählen, welche in so kurzer Zeit
diese Menschen verübten. Das Elend zu beschreiben, welches in diesen beiden
Wintermonaten alle Klassen der menschlichen Gesellschaft in Bayern betroffen hat,
ist eine unmögliche Sache."
„Keine Nacht vergeht, in welcher nicht der Himmel erleuchtet erscheint
durch einen in Brand gesteckten Ort und nicht nur in unserer Gegend, son¬
dern im ganzen Lande wüthet die Flamme, die verderblichste und schädlichste
Kriegsgeisel. Hausen von Weibern, den Säugling im Arme und eine Schaar kleine
Kinder um sich, sitzen um die Aschenhaufen ihrer Häuser herum, unter freiem
Himmel, fast ganz nackt, denn ihre Kleider, selbst die Hemden sind ihnen verbrannt,
oder von den Soldaten geraubt worden."
„Und was das Elend bis zur Unträglichkeit steigert, ist der gänzliche
Mangel an Lebensmitteln. Sie haben den Weibern ihre Hemden genommen und
den Kindern ihre Windeln, so daß nicht einmal in einem ganzen Dorfe — Weng
bei Griesbach — Ein Fleck mehr übrig ist, womit sie die Schamtheile bedecken können.
Und dann die Mißhandlungen, welche in diesen Tagen der Bedrängnis das Weiber¬
volk von diesen Unmenschen erdulden mußte. Die Männer mußten der Schändung
Bei diesem Brande schmolzen die großen, auf dem Platze aufgestellten Kanonen,
die zur Belagerung von Schärding bestimmt waren. Bonifaz Huber's Geschichte der Stadt
Burghausen, S. 130.
2) Schicksale des Klosters und der Umgebung von Ranshofen im bayerischen Erbfolge¬
kriege, von Jodok Stülz in den Beiträgen zur Landeskunde von Oesterreich ob der Ens,
1854, Seite 29.
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