Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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„Würden sie uns unser Hab und Gnt nehmen," fährt A. Rumpler fort, 
„so wollten wir uns zufrieden geben und denken, daß es der Krieg so mit sich 
„bringt. Allein sie greifen unser Blut an und zerstören unser Geschlecht. Wie 
„viele Weiber und Jungfrauen gibt es in unserem Vaterlande noch, denen sie nicht 
„Gewalt angethan? Die schwellenden Bäuche verrathen ein unerhörtes Sittenver- 
„derbnis, zahllose Ehebrüche und Stnpra ohne Ende! Sie haben unser Weiber- 
„geschlecht auf eine Weise verdorben, daß es bereits alle Scham auf die Seite 
„fetzt und der Unzucht freiwillig Thür und Thor öffnet. Wenn wirklich eine sitt¬ 
samer feiu wollte, so wird sie nicht nur mit Gewalt, sondern selbst mit gezücktem 
„Schwerte, Angesichts des Vaters oder des Ehegatten, zur Unzucht gezwungen. 
„Was für Unthaten sonst getrieben worden sind, ist ohnehin sattsam bekannt." 
„Ja eine solche Ungebundenheit und Ausschweifung, Wollust und Scham- 
„losigkeit, Trägheit und Völlerei, Raublust, ja selbst Mordlust riß in der Schär- 
„dinger Besatzung ein, daß mehrere Todschläge und Meuchelmorde hier vorfielen, 
„daß man damals mit allem Rechte sagen konnte: Schärding sei ein wahres 
„Räubernest geworden." *) 
Von den vielen Schlössern, Märkten und Städten, die während jener Tage 
von diesen Unmenschen, den pfälzischen Soldaten nämlich, heimgesucht wurden, 
werden Jnlbach, Friedbnrg und Braunau genannt. Vor letzterem Orte erschienen 
sie am 6. August, 4000 Mann stark, schlossen sogleich die Stadt auf allen Seiten 
ein und beschossen sie mit so großen Stücken, daß man ihren Knall bis Formbach 
hörte. Während dieser Belagerung schickten die Braunaner den Caspar Winzerer, 
mit nöthigem Gelde versehen, nach Schärding, um 100 Knechte anzuwerben; der 
Ehrenmann jedoch schlug das Geld durch und kam nicht wieder. Roch ein anderer 
Unfall begegnete den Brannaueru; zwei Schiffe aus Oesterreich sollten ihnen Wein 
zuführen, welche jedoch mit Zuthun der Landleute bei Aigen den Psälzern in die 
Hände fielen. Einen Theil tranken die Knechte aus, die übrige Beute, bei 5000 Duka¬ 
ten im Werthe, wurde angeblich für Pfalzgraf Ruprecht bei Seite gelegt?) 
Die Schärdiuger wollten den Brannaueru zu Hilfe kommen und die Bauern, 
welche die eine Stadtseite vou Brauuau eingeschlossen und bewacht hielten, wegtreiben. 
Sie warben allenthalben Bauern und brachten deren 1500 aus dein Schärdinger 
Gerichte zusammen, die aber, als sie versammelt waren, sich weigerten, die Stadt 
zu betreten, und als sie vernahmcn, daß man sie nach Braunau gegen den Feind 
führen wolle, sich dagegen widersetzten, indem sie sagten, daß sie bereits von ihnen 
bezahlte Kriegsleute ins Feld gestellt hätten und zum Kriege nicht tauglich wären. 
Daher unterblieb der Marsch, auch aus dem Grunde, weil berichtet wurde, daß 
!) So erschien auch ein Befehlshaber der Albertiner zu Schärding vor Nanshofen und 
forderte 2000 Dukaten Friedgeld, wenn es nicht angezündet werden wolle; endlich wurde auf 
250 herabgehandelt, welche der Propst in Schärding zu erlegen versprach. 
2) Schicksale des Klosters uud der Umgebung von Ranshofen im bayerischen Erbfolge- 
kriege 1504, von Jod. Stülz in den Beiträgen zur Laudeskunde von Oesterreich ob der Ens, 
1954, S. 25. Ang. Rumpler de calamitate Bnvarire apucl Oefe'e Tom, I., pag. 110 b.
	        
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