Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

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dem Bischöfe Leonhard gegen Herzog Ludwig mit einer Truppe von 50 Reitern 
zu leisten habe?) 
Im Jahre 1434 eröffneten die Passauer die Fehde, zogen 1500 Mann stark 
gegen Schärding, verbrannten auf dem Wege dahin jede Hütte und jede Ortschaft, und 
belagerten Schärding;2) Ludwig dagegen suchte das Passauische Gebiet mit Raub 
und Brand heim. 
Bischof Leonhard verklagte seinen Gegner beim Kaiser Sigismund, der 
denselben mit der Reichsacht belegte. 
Es wurde im selben Jahre der Versuch gemacht, auf einem Congresse zn 
Regensburg die obwaltenden Irrungen und Beschwerden durch einen schiedsrichterlichen 
Ausspruch beizulegen. Bei diesem auf den Freitag nach Jnvocavit 1435 angesetzten 
Schiedsgerichte wurden von beiden Parteien eine Menge Klagen vorgebracht, die 
sogleich durch eigene Sprüche abgethan, oder zur obersten Entscheidung vor den 
Kaiser gewiesen wurden. Die gegenseitigen Beschwerden waren im Wesentlichen 
folgende, und zwar verschiedener Gattung: 
1. Mautbeschwerden; die Passauer wollten von der bayerischen Maut zu Mit¬ 
terndorf, die eine Neuerung sei, frei sein, da bisher die auf der oberen Straße 
nach Salzburg fahrenden Güter nur zu Aindorf (?) und Mitling (?) die 
von Payerbach gegen Passau fahrenden Güter aber gar keine Maut zahlen durften;') 
auch war ihnen die Schärdinger Maut zu hoch; sie verlangten überdies, daß die 
Bohmen, die auf dm Schärdinger Markt ziehen und dort Salz einkaufen, 
nicht über Hafnerzell, sondern über Prachatiz und Passau reisen sollten. 
2. Vielfältiges Aufhalten des nach Passau gehörigen Dienstgetreides, wobei 
besonders der Passauische Kästner zu Obernberg und der Pfarrer zu St. Aegidi 
in der Innstadt beträchtlichen Schaden gelitten haben; letzterem wurde einmal 
sein, zum Jnnbruckamt und Siechenamt zu Passau gehöriges Getreide abge- 
genommeu, weil er es nicht in Schärding verlausen, sondern nach Passau 
abführen wollte. 
3. Uebermäßige Scharwerke und Frohndimste, die den Hochstiftischen uud dom- 
kapitlischen Hintersassen auferlegt wurden. 
4. Vom Bischöfe Leonhard den herzoglichen Hintersassen zu Schärding, Dingol- 
fing 2c. abgenommene Weinzüge aus Oesterreich und iLalzschisfe aus Bayern. 
5. Vom Herzoge Ludwig Passauischen Unterthanen angedrungenes Geleite und 
geschehene Angriffe auf das hochstistische Geleitsrecht am Donaustrome. 
6. Verschlagen der Wege und Stege. 
7. Vielfache Eingriffe herzoglich Ludwig'fcher Beamten in die Passauischen Ge¬ 
richts - Privilegien, Abwandlung und Bestrafung armer Leute (Hintersassen) 
1) Buhinger's Geschichte von Passau, II., S. 131; Mon. boic. 31, II,, 252 —2j9. 
2) „Ludovicus de castris Schaerding et Kunigstein Pataviensibus multa inoominoda 
„et damina fecit; econtra cives Patavienses in territorio Scherding magnum incendium potenter 
„feeerunt”. I. Steindelii Chronic, apud Oefele, Tom. I. o34 a). 
3) I. Buchinger's Geschichte von Passau, II., 133.
	        
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