4. Zeit der Völkerwanderung.
Es ist schon die Rede gewesen, dass Odovaker, König von Italien,
das Rugierland seinem Reiche unterwarf und die Romanen Noricums nach
der entvölkerten apenninischen Halbinsel abführen ließ. Rur wenige blieben
zurück. Unsere Gegend ist aber noch lange der Tummelplatz der verschie¬
densten Wanderzüge geblieben und von denselben verheert worden. Nach
Odovaker kamen die Ostgothen; aber schon stürmte hinter ihnen ein
neues Volk heran, das der wilden Langobarden und breitete sich im
alten Rugierland ans; es wandte sich aber bald nach der pannonischeu
Ebene und sollte von da dann die Herrschaft in Italien gewinnen. Da
rückten neue Stämme, die der Bajnvaren, wahrscheinlich Nachkommen
der alten Markomannen/) wohl bald nach dem Jahre 500 nach Christus-)
in ihre heutigen Wohnsitze ein und besetzten gleichzeitig das angrenzende
Gebiet zwischen der Eus, über welche das nomadische Avarenvolk herüber¬
drohte, und dem In; die wenigen darin, besonders in den Gebirgen,
zurückgebliebenen zerstreuten Romanen oder Walchen büßten ihre Freiheit
eilt und sanken zn zinspflichtigen Bauern, Colonen, herab, welche sammt
dein von ihnen bebauten Boden vergeben wurden.s)
5. Bayrische Zeit.
Der bayrische Volksstamm ist in unserem Ländchen sesshaft geblieben
und stellt auch ben Wurzelstock der heutigen österreichischen Bevölkerung
dar; seine politische Hoheit aber hat bis gegen das Ende des 12. Jahr-
Hunderts gedauert.
Bald nach der Besitznahme unseres Gebietes hatten die Bayern
gerade in dessen gebirgigen Theilen, also auch im Thale von Klaus,
schwere Kämpfe zu führen gegen die Alpenslaven oder Winden oder
Sloveueu, die von Karantanien her den Flusslünfen der Dran, Mur uud
Ens folgend, nicht anf einmal und in geschlossener Masse, sondern
allmählich und in kleineren Scharen *) mich über den Pass Pyrn drangen
und sich in den diesseitigen Thalkessel ergossen, dessen Hauptort Windisch-
garsteu noch jetzt die Erinnerung au sie festhält. Auch an der Steyr
siedelten sie sich an, wie die slavischen Benennungen der Gewässer
bekunden, so Teichel, Steyr, Steyrling, dessen Bildungssilbe aus dem
slavischen ich (Stirnich) entstanden, so wie Pießling aus Pieznieh-') und
*) Budinger, österr. Gesch. Excurs. II. S. 488. — 2) §mber, S. 64. — 3) loco
cit. a. o. O. 4) loco cit. S. 56. — 5) Julius Strnadt, die Geburt des Landes
Oberösterreich, S. 10.