Volltext: Joerg Gartner

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JOERG GARTNER. 
5. Grabstein des Jörg Pernpeck, f 1516, in Engelzell. 
Lassen wir die Reihe der Werke und speziell 
der Rittergrabsteine Joerg Gärtners mit dem Ge¬ 
denkstein der Mautner in Burghausen beginnen, so 
dürfte sich diesem der Stein des Joerg Pernpeck 
(Abb. 5) stil- und waffengeschichtlich am zwanglose¬ 
sten anreihen. Die Stellung der Figur im Raum ist 
aber hier schon geschlossener, klarer, ruhiger. Auch 
das Blattwerk ist gegenüber dem Mautnersteine und 
seiner Gruppe schon eingeschränkter, obwohl es 
immer noch auf die Gestalt des Ritters, der wie 
unter einem Baume steht, drückt. Die Ausführung 
ist sorgfältiger, und der belebtere Gesichtsausdruck 
deutet auf ein erstarktes künstlerisches Können. 
Das Gesicht des Mautner ist zu derb, fast skizzen¬ 
haft behandelt, die Züge des Pernpeck dagegen sind 
eingehender gesehen und mit feinerem Empfinden 
durchmodelliert; es spricht persönlicher zu uns. 
Sehr beachtenswert gegenüber den früheren Arbeiten 
erscheint der Stein des Pernpeck in der rein tech¬ 
nischen Mache. Gärtner hat an ihm nicht so viel 
und glatt geschliffen, das Korn des Materials tritt 
mehr zu tage und ruft eine gewisse Wärme in der 
Wirkung hervor. 
Eine Steigerung hinsichtlich der Art, wie 
Gärtner die Figur in den Raum stellt, bietet der 
Stein des Kaspar von Perckham in der Kirche von 
Schöndorf bei Vöcklabruck (Abb. 6). Der Ritter, 
der noch breitspuriger wie der Pernpeck dasteht, 
ist etwas kleiner gehalten, um einerseits der Fahne 
und dem Blattwerk, andererseits der grossen Helm¬ 
zier mehr Raum zu gewähren. Das Baumstämm- 
chen ist nur an der linken Seite emporgeführt; 
ihm entspricht rechts die Lanzenstange. Kaspar von 
Perckham trägt jene merkwürdige Variation der 
Maximiliansrüstung, deren Einzelheiten^ wie der 
lange Faltenrock und die Schlitze, den Stoffgewän¬ 
dern der Zeit nachgebildet sind,1) und um den 
Hals die Kette des Adlerordens.2) Der Stein be¬ 
sticht durch die energischere Gestaltung des Ritters 
und durch die Rüstung, aber man darf darüber 
nicht seine offenbaren Schwächen übersehen. Im 
einzelnen ist alles zu sehr veräusserlicht; dem 
Gesicht fehlt der lebendige Ausdruck; es wirkt 
konventionell und leer gegenüber den individuellen, 
markigen Zügen des Pernpeck. Immerhin aber ist 
der Grabstein eine tüchtige Arbeit Joerg Gärtners, 
der sich eine gewisse monumentale Grösse nicht 
absprechen lässt, und die im Vergleiche zu dem 
Mautnerstein entschieden reifere Anschauung und 
eine geschultere Hand verrät. 
Lässt sich bei den bisher betrachteten Grab¬ 
steinen auf Grund einzelner Momente eine Ent¬ 
wickelungsreihe wenigstens mutmassen, so erscheint 
es ausserordentlich schwierig, ja so gut wie unmög¬ 
lich, jedem einzelnen der übrigen Steine dieser 
Gruppe — wir begreifen den des Joerg Schenck 
von Neideck ein — mit einiger Sicherheit seine 
Stelle im Werdegang des Künstlers anzuweisen. 
Unstreitig steht der Stein des Wolfgang von Aham 
in Reichersberg (Taf. 2 u. Abb. 7) dem letzt¬ 
erwähnten Steine am nächsten; die ganze energische 
Auffassung des Ritters lässt sich ohne weiters als 
eine Steigerung ja als Höhepunkt des im Bilde des 
*) Vgl. v. Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke 
und Geräte Bd. VII. Taf. 499. 
2) Vgl. Mitteilungen der K. K. Zentralkommission Bd. XV 
(1870) S. CXVIII. Kaspar von Perckham war 1498 Viztomb 
ob der Enns und wurde 1500 kaiserlicher Rat.
	        
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