Volltext: Joerg Gartner

18 
JOERG GARTNER. 
ergänzt. — Freilich 
spricht gegen diese 
Annahme, dass sich 
nach 1521 kein ein¬ 
ziges Werk mehr von 
ihm finden liess.1) Un¬ 
zweifelhaft aber hat 
Gärtner die Tafel selbst 
gemeisselt, wie ein 
Vergleich seines Na¬ 
mens mit den Künstler¬ 
inschriften auf dem 
Steine des Schenk von 
Neideck und mehr 
noch mit jener auf 
dem Mautnerepitaph 
bestätigt und zwar 
fertigte er sie beim 
Tode seiner Hausfrau 
Anna im Jahre 1514. 
Dass aber mit Joerg 
Gärtner nur unser 
Meister gemeint ist, 
sagt uns das von einem 
Vierpass umrahmte 
Künstlerwappen, zwi¬ 
schen dessen Schildchen 
ein Meissei quer hin¬ 
durch gelegt ist; unter¬ 
halb des Vierpasses ist 
ausserdem sein Stein¬ 
metzzeichen eingegra¬ 
ben. I11 der unschein¬ 
baren Schlichtheit, mit 
der Gärtners eigener 
Grabstein unter den 
ebenso bescheidenen an¬ 
deren Epitaphien steht, 
möchte man sich das 
Bild vergegenwärtigen, 
wie Meister Joerg trotz 
seines weithallenden 
Ruhmes ohne Über¬ 
hebung einst unter 
seinen Mitbürgern ein¬ 
herschritt, ein wackerer 
x) Das Denkmal des 
Christoph von Watzmanns- 
dorf, gest. 1527, in Hutturm 
ist zu Lebzeiten des Ritters, 
um 1520, entstanden. 
21. Grabstein des Paul Starczheimer, f 1517, in Burghausen. 
22. Grabstein des Hans Pockwitz, f 1510, 
an der Elisabethenkirche in Breslau. 
Handwerksmeister für 
seine Zeit, für uns aber 
eine scharfgeprägte 
Künstlerindividualität. 
Der Grabstein Jörg 
Gärtners ist die ein¬ 
zige Urkunde, die wir 
über den Meister be¬ 
sitzen. Arcbivalische 
Forschungen blieben 
bis jetzt gänzlich er¬ 
folglos. 
* * 
* 
Joerg Gärtner zählt 
nicht zu den Meistern 
erster und zweiter 
Grösse in der Ge¬ 
schichte deutscher Pla¬ 
stik wie etwa ein Krafft 
oder ein Stoss, aber 
trotzdem verdient er, 
dass sein Name, nun 
einmal dem Dunkel ent¬ 
rissen, der Geschichte 
deutscher Kunst nicht 
mehr verloren ginge. 
Aus der fast unüberseh¬ 
baren Fülle altbayeri¬ 
scher Marmorplastik 
ragt er als eine markante 
Persönlichkeit hervor, 
die für ihre Zeit und 
ihr Gebiet zweifelsohne 
einen Höhepunkt be¬ 
deutet. Kein Zeitgenosse 
im Bereiche seines Wir¬ 
kungskreises kann sich 
ihm an die Seite wagen. 
Das erkannte schon 
sein Geschlecht, und der 
Versuch, sein Lebens¬ 
werk zusammenzustel¬ 
len, beweist es zur Ge¬ 
nüge. Der Adel und die 
Geistlichkeit, die zwei 
starken Stützen der Bild¬ 
nerkunst am Ausgange 
des Mittelalters, wand¬ 
ten sich fast ausschliess¬ 
lich an ihn, und ver-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.