Volltext: Joerg Gartner

JOERG GARTNER. 
15 
Meisters. Von Skulpturen, die nicht ihm selbst, 
wohl aber seiner Werkstatt und Schule zuzu¬ 
schreiben sind, möchte ich nur die charakteristi¬ 
scheren flüchtig erwähnen, so eine Anzahl von 
Epitaphien für Abtissinen in Erlakloster bei Effer- 
ding in Niederösterreich1) und den Grabstein eines 
unbekannten Geistlichen, gest. 1510, in Neustadt 
a. d. Donau. Ferner zähle ich hieher den Grabstein 
eines Ritters Wolfgang Jahenstorffer zu Gutteneck 
im Kapellenumgang der Klosterkirche zu Alders¬ 
bach und den Grab¬ 
stein zweier Geist¬ 
lichen an der Aussen- 
seite des Chors der 
Pfarrkirche in D in- 
golfing, der nach 
der Behandlung der 
Haare und der Augen 
möglicherweise von 
Gärtner selbst her¬ 
rührt. Nicht ausge¬ 
schlossen erachte ich 
es auch, dass der 
stattliche Grabstein 
des Thomas Fuchs 
von Schneeberg, gest. 
1526, der in der Do¬ 
minikanerkirche zu 
Regensburg gegen¬ 
über dem Monument 
des Joerg Schenk von 
N eideck aufgestellt 
ist, aus Gartners Werk¬ 
stätte, ja vielleicht 
aus seiner eigenen 
Hand stammt. 
Die Frage, wo Joerg Gartner ansässig war, er¬ 
scheint mit Hinblick auf die örtliche Verbreitung 
seiner Werke fast müssig. Es bedarf nicht besonderer 
Kombinationen, um in Passau, dessen grosse Be¬ 
deutung für die Geschichte der altbayerischen Plastik 
des 15. und 16. Jahrhunderts bis jetzt gänzlich un¬ 
beachtet geblieben ist,. die Stätte seiner Wirksam¬ 
keit zu erkennen. Die Mehrzahl seiner Werke 
steht in Passau selbst oder doch in der nächsten 
Umgebung derselben. Gerade aber der Umstand, 
J) Kunsthistor. Atlas d. K. K. Centralkommission Bd. X 
(1892-1894) LV, 4; LV1II, 2; LXXVi, î; LXXXIV, I. 
dass sich auch bescheidenere »Steinmetz«arbeiten 
dort von ihm finden, wie die Grabplatten für Barbara 
Hilbrant, Erasmus Moschperger oder Warmund von 
Pienzenau weist nachdrücklich auf Passau hin, denn 
bei der hervorragenden kunstgeschichtlichen Be¬ 
deutung dieser Stadt am Ausgang des Mittelalters 
müsste es doch sehr befremden, wenn man der¬ 
artige Arbeiten von auswärts bezogen hätte. Nicht 
ohne Belang ist ferner, dass Gärtner fünf seiner 
grösseren Werke durch Marmoreinlagen reicher zu 
gestalten suchte; an 
kaum einer zweiten 
Stätte — selbst den 
Kreuzgang von St. 
Peter in Salzburg 
nicht ausgenommen 
— sehen wir diese 
Technik der Grab¬ 
steinkunst so elegant 
angewandt wie in 
der Herrenkapelle zu 
Passau. 
Für die Stadt 
Passau als Wohnsitz 
Gärtners einerseits, 
wie andererseits für 
die örtliche Vertei¬ 
lung seiner Arbeiten 
sprechen aber auch 
noch geschichtliche 
undgenealogischeBe- 
Ziehungen. 
An etlichen Stellen 
haben wir schon auf 
solche hingewiesen, 
einige weitere Belege 
mögen folgen. So ist 
gewiss der Beachtung 
wert, dass der in Engelzell bestattete Joerg Pernpeck 
Passauer Pfleger war1) und Gärtner dessen Vetter, 
dem Passauer Canonicus Georg Pernpeck, gleichfalls 
einen Grabstein gefertigt hatte. Für Minning, in 
dessen reichem Grabsteinschatz sich Strömungen 
verschiedener Kunstzentren begegnen, ist von Be¬ 
lang, dass Wolfgang Sunczinger als Pfleger auf 
Hackelberg bei Passau sass.2) Wolfgang I. von 
Aham auf Wildenau, begraben in Reichersberg bei 
seinen Ahnen, war, wie wir hörten, Erbkammer- 
*) Erhard, Geschichte der Stadt Passau, I. S. 203. 
2) Verhandlungen des histor. Vereins von Niederbayern 
Bd. XVII (1872) S. 365. 
16. Vom Grabstein des Christoph Sutterpurg, f 1515, 
am ehemal. Domkreuzgang in Passau.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.