Volltext: Joerg Gartner

JOERG GARTNER. 
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ist für Gärtners Stilwandlung von grosser Bedeutung, 
denn während das Epitaph des Bürgermeisters Endl 
sich noch in reinen gotischen Formen bewegt, 
bricht hier bereits die Frührenaissance durch. Dort 
die Nische mit Netzgewölbe, hier eine Muschel¬ 
nische, in welche Festons niederhangen. Im übrigen 
aber hat sich nichts geändert. Wir dürfen daraus 
schliessen, dass 
nur eine kurze 
Zeit zwischen den 
beiden Steinen 
liegt und 1519 das 
Entstehungsjahr 
des letzteren ist. 
Ungefähr in der 
gleichen Zeit ent¬ 
stand noch eine 
zweite Grabplatte 
bei St. Severin, 
jene des Passauer 
Bürgers Wolf- 
gang Käser, 
f 1515 (Abb. 20). 
Der Umstand, dass 
das Todesdatum 
für dessen Frau 
Ursula (1521) in 
die entsprechend 
vorbereitete Platte 
nachträglich ein- 
gemeisselt wurde, 
liefert den Beweis 
hiefür. Der Stein 
hat Querformat. 
Die den Mittel¬ 
raum füllende 
Schrift wird von 
den Figuren der 
Verstorbenen, 
welche unter Ran¬ 
ken-Nischen in 
Kirchen - Stühlen 
knieen, flankiert. 
Es ist eine zwar ziemlich handwerkliche Arbeit, 
aber hinsichtlich der allgemeinen Anordnung von 
Schrift und Bildwerk für den Meister nicht ohne 
Interesse und nicht ohne Reiz. 
Sehen wir uns ausserhalb Passaus noch nach 
ähnlichen Arbeiten Gärtners um! In Burghausen 
möchte ich ihm trotz des für ihn ungewöhnlichen 
Schrifttypus die kleine quadratische Grabplatte des 
Paul Starzhaimer, gest. 1517, mit dem originellen 
Wappen,1) die an der nördlichen Aussenwand der 
Pfarrkirche steht, zuschreiben (Abb. 21). Sicher 
stammt von seiner Hand der Wappenstein des Au¬ 
gustin Egker zu Lichteneck (um 1521) an der Pfarr¬ 
kirche zu Frontenhausen. Einen weiteren heral¬ 
dischen Stein Gärtners bewahrt die Pfarrkirche von 
Minning.2) Er 
erinnert an Marx 
Sunczinger, gest. 
1508, und Wolf¬ 
gang Sunczinger, 
föi 5 optier Pfleger 
zu Hackelberg bei 
Passau war3) und 
gibt unter einer 
von dem bekann¬ 
ten Blatt- und Ast¬ 
werk gebildeten 
Doppelarkade 
zwei Wappen¬ 
schilde mit Helm¬ 
zieren und Helm¬ 
decken. Dem Um¬ 
stande, dass die 
Stützen der Um¬ 
rahmung nicht die 
knorrigen Stämm- 
chen zeigen, son¬ 
dern als schlanke 
Säulchen mitBasis 
und Kapitell noch 
die gewohnte spät¬ 
gotische Architek¬ 
turform festhalten, 
möchte ich ent¬ 
nehmen, dass wir 
hier eine der frühe¬ 
sten Arbeiten 
Gärtners vor uns 
haben. 
In erheblich 
weitere Entfer¬ 
nung von dem bis jetzt uns erschlossenen Gebiete 
1) Die Kunstdenkmale des Königreiches Bayern I, 2433. 
2) Minning liegt in Oberösterreich, zwei Stunden öst¬ 
lich von Braunau unweit des alten Edelsitzes Frauenstein, wo 
Friedrich Mautner um 1490—96 als Pfleger erwähnt wird. 
Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 
Bd. XVII (1872) S 360 u. 362. 
3) Ebenda S. 365 u. 366. 
10. Vom Grabstein des Degenhart von Watzmannsdorf, f 1506, in Kellberg. 
* U&U«/.'
	        
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