JOERG GARTNER.
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Pernpeck angeschlagenen und im Steine des Perck-
hamers weiter durchgebildeten Motivs ansprechen.
Hierin liegt auch ein wesentlicher Beweisgrund für
die Zuweisung des Steines an Joerg Gärtner, denn
der Künstler verzichtet auf all jenes Beiwerk,
welches für die Eigenart Joerg Gärtners bezeichnend
ist. Dadurch gewinnt der Stein an Ruhe, an Grösse,
an Monumentalität. Die ungezwungene Einfügung
der ritterlichen Gestalt ist kaum besser zu lösen.
Wir fühlen ordentlich in der machtvollen ener¬
gischen Haltung das ganze stolze Selbstbewusstsein
des Ritters, des grossen Mannes einer ereignisreichen
Zeit, den die Geschichte den Tüchtigsten seines
Geschlechtes nennt. War er doch Erbkammer¬
meister und Marschalk des Hochstifts Passau, dann
Hauptmann zu Salzburg, vor allem aber »Obrister
Hofmeister« Herzog Albrechts von Bayern und zu¬
gleich Landhofmeister. »Ingenio sagax«, rühmt ihn
ein Ahamsches Stammbuch, »lingua facundus, mori-
bus gracilis, magnis principibus carus« und »pluribus
arduis legationibus defunctus«.1) Was sein Bild
ahnen lässt, wird uns durch solches Lob zur Ge¬
wissheit. Kraftvoll fasst er seine Lanze mit der
Linken, in der Rechten hält er kampfbereit den
Streithammer und stolz reckt sich das Haupt mit
der mächtigen Hörnerzier des Helms aus den
Schultern. Der kraftvollen Erscheinung entspricht
auch die breite resolute Ausführung, vor allem die
eminent flächige marmorechte Behandlung des Ge¬
sichtes. Das inhaltsleere skizzenhafte An deuten der
Züge im Kopfe des Mautner hat sich hier bei aller
Schlichtheit der Mittel zu der meisterhaft sicheren
Schöpfung eines trotzig-lebendigen Charakters durch¬
gerungen. So musste der dreingeschaut haben,
dessen Freimut alle bayerischen Geschichtsschreiber
rühmen, und von dem Abt Rumpler von Vormbach
zu berichten weiss, dass er einst Ludwig dem Rei¬
chen zu sagen sich erkühnte: »Gnädiger Herr, Ihr
seid für das Volk da, nicht das Volk für Euch;
das Volk ist auch Volk ohne Euch, aber Ihr seid
ohne das Volk kein Herr«.2)
Wenn wir den Grabstein Wolfgangs von Aham
vor dem des Joerg Schenk von Neideck in Regens¬
burg einreihten, geschah es wegen seines den vor¬
her genannten Steinen verwandten Typus. Die
Platte des Schenk von Neideck (Taf. i) gibt uns
eine etwas veränderte Auffassung und steht wieder-
z) Verhandlungen des historischen Vereins für Nieder¬
bayern Bd. XX (1878) S. 348.
2) Verhandlungen des historischen Vereins für Nieder¬
bayern. Bd. XX (1878) S. 349.
6. Grabstein des Caspar von Perckham, f 1520,
in Schöndorf bei Vöcklabruck.
um dem prächtigen Steine des Tristram Fröschl
näher, der neben dem Monumente des Wolfgang
von Aham die Kunst Gärtners auf ihrer höchsten
Stufe zeigt. Wie schon anfangs erörtert, erinnert
die Grabplatte des Neideckers auf den ersten Blick
zwar viel an den Mautnerstein, erweist sich aber
als eine Arbeit von ungleich höherer Vollendung.
Gegenüber der Gruppe der letzten Steine hat Joerg
Schenk fast reine Enface-Stellung, die eine gewisse
statuarische Wirkung erzeugt. Das Gesicht (Abb. 9)
gleicht in der technischen Behandlung dem des
Perckhamers, ist aber schärfer charakterisiert und
eingehender durchgebildet; bei alledem fehlt ihm
jedoch das Rassige des Kopfes des Wolfgang von