Volltext: Heinrich Wottawa

beschränkt. Nur hie und da besuchte er dankbarst seinen ehe 
maligen Lehrer oder dessen Söhne, welche ihn gerne spielen 
hörten und manchen Spaß mit ihm hatten. 
Im Konkurse erhielt Wottawa den ersten Preis und die 
große silberne Gesellschaftsmedaille, dazu eine außerordentliche 
Spende, indem ihm der Klavierfabrikant Bösendorfer einen 
prachtvollen Flügel zum Präsent machte. Diese Spende war eine 
spontane Entschließung Bösendorfers aus Begeisterung über den 
glänzenden Vortrag von Liszts Umoll-Sonate durch Wottawa 
und wurde seither alljährlich an den jeweilig besten Abiturienten 
gegeben. 
Harmonielehre und Kontrapunkt absolvierte unser Musen 
sohn in verkürzter Lehrzeit in Privatstunden bei den Professoren 
Franz Krenn und Anton Bruckner mit großer Leichtigkeit. 
Wiederholt äußerten sich diese Lehrer über die außerordentliche 
Begabung Wottawas und seine richtige Entwicklung musikalischer 
Gedanken. Man konnte sagen: die theoretische Erklärung, welche 
ihm seine Lehrer gaben, stellte die Ergänzung seines natürlichen 
und erworbenen musikalischen Empfindens dar. Ein am 18. März 
1887 von Professor Krenn') ausgestelltes Privatzeugnis lautet: 
„Herr Heinrich Wottawa hat bei mir seine Studien über Kontra 
punkt, Fuge und Kanon mit großem Fleiße, Eifer und dem 
lohnendsten Erfolge absolviert. Inzwischen hat er durch mehrere 
sehr gelungene Kompositionen ein reiches Erfindungsvermögen, 
überhaupt viel Talent und somit den wahren Beruf zum Kom 
ponisten bekundet." 
Inzwischen vernachlässigte der strebsame Jüngling seine all 
gemeine und literarische Bildung nicht. Er besuchte das Gym 
nasium der Piaristen im 8. Bezirke, dann das Staatsgymnasium 
im 3. Bezirke und machte auch hier die besten Fortschritte. Auch 
in späteren Jahren widmete er seine freie Zeit mit großer Liebe 
der lateinischen Sprache und den Klassikern. Er war ein ge 
schätzter Redner. Reich an Gedanken, besaß er eine große Leich 
tigkeit, sie mündlich und schriftlich auszudrücken. Kam er über 
Musik zu sprechen, so waren seine Worte selbst „Musik". Seine 
Handschrift, deutsch wie lateinisch, war von einem gewissen 
Schwünge getragen. Seine Klavier- oder Partiturschriften, auch 
solche der allerschwierigsten Art, sind von sorgfältig abgemessener 
Uebersichtlichkeit. In den Schriftzügen der Briefe machten sich 
zuweilen der Mangel an Zeit, der rasche Flug der Gedanken 
und das viele Notenschreiben bemerkbar. In einem Briefe vom 
Jahre 1900 heißt es:^) „Wollen Sie meine elende windschiefe 
0 Professor der Komposition am Konservatorium, Examinator bei 
den k. k. Staatsprüfungen und Kapellmeister an der k. k. Hofkirche zu 
St. Michael. 
y An Hartl, 21. März 1900.
	        
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