Volltext: Denkwürdigkeiten von Sankt Ursula in Linz

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Von den Ursulinen in Steyr wurde noch im Herbste desselben 
Jahres eine zweiklassige Mädchenschule eröffnet. Die Lehrerinnen 
des dortigen Klosters waren vom Schuldirektor Glas in der Füh— 
rung des Schulamtes unterwiesen worden. Die aus Linz gekommene 
Lehrerin Antonia war Schulpräfektin. Oberin des Klosters blieb 
die frühere Priorin Aloisia. Da das Schulhaus noch nicht fertig war, 
wurde in zwei Zimmern des Klosters unterrichtet. Das Ergebnis 
der ersten Prüfung im Jahre 1783 war sehr günstig. 
Man hätte nun erwarten dürfen, das Ursulinen⸗Institut in 
Steyr würde dauernden Bestand gewinnen. Es kam aber anders. 
die kaiserliche Regierung fand bei einer neuen Fassion des Kloster— 
vermögens, daß dieses zu gering sei und überdies zeigte sich ein Teil 
der Klosterbewohner mit der neuen Ordnung der Dinge unzufrieden. 
So kam es am 1. Juni 1784 zur Aufhebung des Klosters. Die meisten 
der früheren Nonnen, darunter auch die Oberin, kehrten in den 
weltlichen Stand zurück und nahmen die ihnen von der Regierung 
angebotene jährliche Pension an. Fünf erklärten sich bereit, den 
Unterricht der Kinder in Steyr vorläufig weiterzuführen und dann 
in Linz bei den Ursulinen einzutreten. Auch die Schulpräfektin, die 
ja von früher her dem Linzer Kloster angehörte und dahin wieder 
zurückkehren wollte, blieb vorläufig in Steyr. Das neue Schulhaus 
wurde vom Normalschulfonde übernommen, die Schule selbst welt— 
lichen Lehrern übergeben und den Mädchen zugleich Unterricht im 
Stricken und Nähen erteilt. Kirche und Kloster samt Garten gingen 
in den Besitz der Stadtgemeinde über.“) 
Jene fünf Steyrer Ursulinen, welche in Linz eintraten, legten 
hier am 22. Mai 1785 in die Hände des neuen Bischofs von Linz, 
Ernst Johann Graf Herberstein, ihre Profeß ab. Dieser Tag wurde 
für das Ursulinenkloster in Linz noch dadurch gewinnreicher, daß 
auch fünf Mitglieder des im Jahre 1782 aufgehobenen Karmeli— 
tinnenklosters in Linz, eine Dominikanerin des gleichfalls aufge— 
hobenen Klosters Maria Tal in Tirol und zwei Novizinnen des eigenen 
Klosters die Gelübde ablegten. So wurde die Tätigkeit des wenige 
Wochen vorher, am 1. Mai, inthronisierten ersten Bischofs von Linz 
dem Ursulinenkloster in ganz hervorragender Weise zum Segen. 
Die Auflösung des Steyrer Klosters aber war in jene bischoflose 
Zeit gefallen, die seit dem am 13. März 1783 erfolgten Tode des 
Fürstbischofs von Passau, Kardinal Firmian, bis zur Gründung 
des Linzer Bistums verflossen war. 
Der Name Gall Paul Mayr, der oben erwähnt wurde, gibt 
noch zu einer Bemerkung Anlaß. Der genannte langjährige Beicht— 
— —5 Vale Dr. Alois Hartl, Das Kloster Maria Verkündigung in Steyr. 
„Steyrer Zeitung“ vom 27. Juni bis 4. August 1912. Wiederabdruck in 
dem Buche desselben Verfassers: Milde Beittäge zur Sitten- und Kunst— 
geschichte. Linz 1912, S. 335 bis 306. - JosefHarter. Das Ex-Zölestinerinnen— 
kloster in Steyr. Unterhaltungsbeilage zum „Linzer Volksblatt“ vom 
20. und 27. April 1913.
	        
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