Volltext: Denkwürdigkeiten von Sankt Ursula in Linz

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weise gefährlich; es ist Feindeslist, Feindesware. Darum danket 
Gott, wenn ihr arm seid, darum trachtet nicht nach Besitz und Geld 
und Gut: „Selig sind die Armen, denn ihrer ist das Himmelreich.“ 
(Matth. 5, 3). 
Wertlos, ja gefährlich sind ferner die Vergnügungen und Lust— 
barkeiten dieses Lebens. Selbst jene, die erlaubt und an sich sündlos 
sind, führen leicht in die Schlingen der Sünde und des Verderbens. 
Ich sage nicht, daß wir die erlaubten irdischen Freuden nicht genießen 
dürfen oder sollten: wir bedürfen deren in diesem armseligen Leben 
zu unserer Erholung und Erfrischung; aber genießen wir sie mit kluger 
Auswahl, mit Maß und Ziel, mit jener Vorsicht, die sich stets bewußt 
ist, daß der Feind in der Nähe lauert, um uns in unbewachter Stunde 
zu überraschen und zu verderben. O wie viele Seelen hat der Fürst 
dieser Welt von erlaubten und harmlosen Vergnügungen zu maß— 
losen und gefährlichen verlockt, von gefährlichen zu unerlaubten und 
üündhaften und hat sie so in seine Gefangenschaft geführt, in die 
Tyrannei der Leidenschaften, des zeitlichen Elendes und des ewigen 
Verderbens! 
Und was sollen wir, erst lange von den Gefahren des Ruhmes 
und der Ehre sprechen? Die Sünde der gefallenen Engel war die 
des Stolzes und des Hochmutes und den armen Menschen trotz der 
stets hervortretenden Hinfälligkeit und Gebrechlichkeit seines Wesens 
hochmütig, hochfahrend, eingebildet, mit einem Worte, stolz zu 
machen, das ist das Endziel der Versuchungen der Kämpfe des 
Höllenfürsten. Das soll der betörte Mensch denken und fühlen, dar— 
nach reden und handeln, als wäre kein Gott über ihm, als wäre er 
selbst sein Herr, sein Gesetzgeber, er selbst Gott. Ach wir sehen leider, 
wie sehr der Satan gerade in unseren Tagen hier Eroberungen ge— 
macht, wie sehr ein großer Teil der Menschheit dem lächerlichsten 
Hochmute verfallen ist bis zur himmelstürmenden Gottesleugnung, 
wie Staaten und Reiche keinen höchsten Herrn und Gesetzgeber über 
sich erkennen, wie selbst Wissenschaft und Kultur und Kunst das als 
obersten Grundsatz aufstellen, voraussetzungslos frei, sich selbst Zweck 
zu sein. Wie ausgerottet oder verschwunden und vergessen scheint 
nicht nur Uebung und Betätigung, sondern fast schon der Begriff 
und das Wesen jener Tugend zu sein, welche alle christlichen Lehren 
aller Jahrhunderte das Fundament der Tugenden nannten, die 
sicherste Himmelsleiter, die Demut. Freilich, ja, sie trägt im Leben 
hier auf Erden nur die Dornenkrone. 
Doch genug jetzt, meine teuren Christen. Wir haben die Krö— 
nungsgeschichte Jesu Christi unserem Geiste vorgeführt, wir haben 
erwogen, wie sie in ihrem Leiden, ihrer Beschimpfung, ihrer Schmach 
die vollkommen freie Wahl unseres Erlösers war, wir haben die 
Krönungsideen, gewissermaßen das Regierungsprogramm unseres 
Königs, des Königs der Könige, kennen gelernt.
	        
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