Volltext: Leben, Wirken und Stipendienstiftung des Joachim Grafen von und zu Windhag

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tausend Gulden geschätzt wurde, aber nicht ein Zwanzigstel der 
Windhag'schen Bibliothek von mehr als 20.000 Bänden ausmachte l). 
Aus dem Nachlasse des Stifters wurde ein Platz in Wien um 
7000 fl. angekauft und ein schönes Gebäude aufgeführt, worin die 
Bibliothek aufgestellt und gut geordnet war. In diesem Gebäude 
war ein schönes Bild und eine marmorne Statue des Stifters. 
Letztere fehlt. Das Bild hängt aber im allgemeinen Lesesaal der 
Universitätsbibliothek gleich links vom Eingange über dem Caliceli 
des Custos vom Tage. 
Das Bild ist ein Kniestück. Der Graf hat nach rückwärts ge¬ 
kämmtes reiches dunkles Haar mit weit hinabwallenden Locken, 
brünette Gesichtsfarbe, dunkles ernstes Auge, niedere Stirne, ge¬ 
bogene markirte Nase, feine Lippen, schmalen Schnurrbart und unter 
der Unterlippe eine sogenannte „Mouche", derbes Kinn, sehr breiten 
weissen Kragen, dann Manchetten, einen dunklen sammtenen Staats¬ 
rock, Staatsdegen, schöne Hände, die rechte natürlich abfallend, 
die linke auf der Hüfte ruhend2). 
Kaiser Joseph hat nämlich die Windhag'sche der Universitäts¬ 
bibliothek einverleibt, wo sie sich noch dermalen, und zwar im 
I. Bezirke, Postgasse Nr. 9 zu Wien befindet. 
Marian3) sagt, „dass Graf Windhag zugleich auch der ruhm¬ 
würdigste und unsterbliche Stifter der einst so sehr berufenen 
und keiner Privatsammlung in ganz Deutschland nachstehenden 
sogenannten Windhag'schen Bibliothek in Wien ist, welche er ganz 
zum öffentlichen gemeinnützigen Gebrauche und zur alltäglichen 
Besuchung welch' immer Liebhaber der Leetüre schon im Jahre 
1678 eröffnete". 
Die übrigen Windhag'schen Stiftungen werden von dem 
Rahmen dieses Schriftchens nicht mehr eingeschlossen. 
*) Bibliothekskatalog von Ferdinand Dominik Edlen von Quarient et 
Raal, niederösterr. Regierungsrath, Administrator der Windhag'schen Stif¬ 
tungen und Superintendent der Bibliothek, aus der Druckerei des Joh. B. 
Schiigen, 1783; ein vollständiges Exemplar im Wiener Stadtarchive. 
2) Autopsie. Ein zweites ähnliches Porträt habe ich im Pfarrhause 
zu Windhag im Juli 1881 gesehen. 
3) Austria sacra von Marian, 1786, VII. Bd., pag. 196.
	        
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