Volltext: Leben, Wirken und Stipendienstiftung des Joachim Grafen von und zu Windhag

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tungen sollten dem Kloster als gleichsam einer Mutter zur nöthigen 
Aushilfe beitragen (quod fundatio Windhagiana esset filia mona- 
sterii). Die Studien-Hofcommission war der Anschauung, dass durch 
Fortpflanzung der Stipendien- und Bibliotheksstiftung dem Pu¬ 
blico mehrerer Nutzen, als durch die Wiederaufhelfung des Jung¬ 
frauenklosters zu Windhag beigeschafft werde. „Es ist jedoch zu 
ersagtem ,Bau-Irrsall' das Unglück gestossen, dass das neuerbaute 
Kloster durch einen Donnerstrahl in Asche gelegt worden war." 
Demnach wurde dem Kloster aus dem Stipendienfonde zwar nicht 
ex obligatione, sed ex pietate eine jährliche Zinsenzubusse von 
1500 fl. auf einige fixe Jahre bewilligt und die Zahl der Nonnen 
von achtzehn auf acht herabgesetzt.j) 
Eigenthümer der Herrschaften (Windhag, Waldhausen und 
Baumgartenberg) ist laut der obderennsischen Landtafel der 
k. k. ßeligionsfond.2) Mit der Nutzniessung dieser drei Herrschaften 
ist das Linzer Domcapitel schon von Kaiser Leopold II. am 24. Jänner 
1792 dotirt worden. Die wirkliche Uebergabe der Fruchtniessung 
erfolgte erst unter Kaiser Franz I. Die Dotationsurkunde ist erst am 
29. December 1817 ausgefertigt worden. 
Von dem alten Schloss Windhag sieht man nur mehr eine 
malerische Ruine und in Felsen gehauene Stufen behufs Verbindung 
zwischen den verschiedenen Oertlichkeiten, dann das Brauhaus und 
die Peterscapelle, jetzt Keller des Brauers.3) 
Vom Frauenkloster ist ein Tract ein Gasthaus und ein anderer 
Tract, eine von einem pensionirten Beamten angekaufte Privat¬ 
wohnung. Der Eest ist Ruine oder der Erde gleich gemacht. Die 
drei Steinbüsten, welche auf dem Hauptportale des Klosters waren 
und den Stifter, seine erste Gemalin und Tochter vorstellen sollen, 
befinden sich im Museum Francisco-Carolinum in Linz. 
Von den Herrschafts-Nebengebäuden besteht noch das ehe¬ 
malige Pfleggerichtsgebäude, Amtswohnung des Forstmeisters und 
1) Der Verfasser hat die letzte Nonne dieses von Kaiser Joseph auf¬ 
gehobenen Klosters noch gekannt. Sie hiess Maria Amanda Mitter¬ 
mayer, „von der Weisheit Christi", war geboren zu Steyer am 27. Februar 
1748 und starb in Windhag am 14. März 1880. Ihr weltlicher Bräutigam, ein 
Brauer, stürzte in die siedende Maische und verbrühte. 
2) „Neue Freie Presse" Nr. 5978 und 5984 ex 1881. 
3) Autopsie und Profess. Pritz a. a. 0.
	        
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