Volltext: Historische und topographische Darstellung von St. Pölten und seiner Umgegend ([7] = Abth. 1 ; Bd. 7 : Diöcese von St. Pölten ; Bd. 2 ; / 1828)

r) Klosterraths Archiv. 
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PrivatrücksichteN/ sondern nur das Beste ihres Hauses im 
Auge behalten/ bewog den Kaiser/ ihre freye Wahl nicht zu 
kranken. Wie erstaunte er nicht/ da ihm der Bericht des Klo 
sterrathes kund machte/ die Stimmenmehrheit sey auf den 
Pfarrer von B ö h m k i rch e N/ Michael Weiß/ gefallen/ 
über dessen Lebenswandel mehr als verdächtige' Nachrichten 
eingegangen waren. Erzürnt befahl er nachzuforschen/ warum 
die Wahl seinen Erwartungen so ganz entgegengesetzt ausge 
fallen sey/ und es offenbarte sich/ das Weiß durch allerley 
Versprechungen die Stimmen sich erkauft hatte/ daß man ei 
nen Mann/ aus verabscheuungswürdiger Besorgniß/ er würde 
streng auf Ordnung sehen/ gewissenlos übergangen habe. Die 
ser Mann war der Dechant Johann Fünfleutner/ den 
der Kaiser wohl kannte / und den er dem/ der freyen Wahl 
unwürdigen Convente/ als Propst vorsetzte -). 
Johann/ von Scharding aus Bayern/ überstrahlte 
alle seine Brüder an Kenntnissen und Eifer für das Gute/ 
der Beschwerden nicht achtet/ Hindernisse nicht scheut/ und 
von kleinlichen Rücksichten entfernt/ unaufhaltbar nach dem 
schönen Ziele sittlich möglicher Vollendung ringt/ so weit 
sie ein Sterblicher erreichen kann. Sein beharrlicher Fleiß er 
warb ihm den Doctorhut der Weltweisheit/ Reisen nach dem 
ewig jugendlich blühenden Italien bildeten seinen Sinn für 
Schönheit/ zu Padua errang er sich das Doctorat derArz- 
neykunde/ und so ausgerüstet/ voll Erfahrung/ kam er nach 
Wien. Die medicinische Facultät rechnete sich's zur Ehre/ daß 
er sich ihr anschloß/ ruhmvoll wurde er bekannt/ und eben 
darum bey der kaiserlichen Gesandtschaft/ die nach Constanti- 
nopel geschickt wurde/ angestellt. Zurückgekommen/ wurde er 
Rector magnificus an Wiens Hochschule/ und wer würde zwei 
feln/ daß er sich hier eine glänzende Laufbahne würde berei 
tet haben. Er hatte sich einen andern Wirkungskreis gewählt. 
Vierzig Jahre alt kam er nach St. PölteN/ bath um Auf 
nahme in das Stift der Chorherren/ die ihm staunend/ doch
	        
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