Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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strahlendem Kaiser-Diademe umwunden zu sehen, als eben 
dieser Ottokar? — Das zerfleischte Reich bedurfte eines mäch 
tigen Fürsten, der dem Sturme gebiethen, die empörten Wo-? 
gen beruhigen, den zerschellten Wrak wieder zusammenfügen, 
die von der Anarchie geschlagenen Wunden heilen, und Recht, 
Ruhe und Sicherheit herbeyführen könnte. Nun, war Otto 
kar nicht einer der mächtigsten Fürsten seiner Zeit? — Böh 
men, Oestreich, Steyennark, Kärnthen und Kram gehorchten 
seinem Zepter; die Donau, die Raab, und das adriatische 
Meer hielten den Gränzen seiner Staaten den Spiegel vor; 
und an seines Königsbergs Wällen brach sich die baltische 
Fluch (a). Der Graf wurde zu Aachen mit Carl des Großen 
Krone geschmückt; und Ottokar, von Rudolphs glücklicherem 
Genius, und seinem gewaltigen Arme erfaßt, konnte aus ge-' 
preßter Brust zwischen seinen knirschenden Zähnen jene Worte 
des Basler - Bischofes hervormurmeln: Sitze fest, großer 
Gott! oder Rudolph nimmt deinen Platz ein (k>). 
Mit Rudolph von Habsburg hatte die schreckliche gesetzlose 
Zeit ein Ende. In ihm fand Deutschland wieder einen Rich 
ter, die zügellose Willkühr einen Bändiger, der Schwache ei 
nen Schirmer. Seine erste Sorge ging auf die Regulirung 
des Lehenrechts. Er annullirte alle Besitztitel, die von den 
Zwischenkaisern herrührten, und trug allen Vasallen auf, ihre 
Lehen innerhalb eines Jahres bey ihm aufs Neue anzusuchen. 
Er ließ insbesondere an Ottokar eine Mahnuug ergehen, für 
seine Lehen nach altem Brauch und Herkommen zu huldigen. 
Hohn ist Ottokars ganze Antwort. — Rudolph droht mit der 
Reichsacht. — Ottokar läßt die Herolde die Drohung mit ihrem 
Blute büßen, und gibt die Losung zum Kriege. — Ottokar, 
stolz auf eine Macht, gegen welche anzudrängen Rudolph, wie 
er wähnte, nicht wagen könne, ließ Oestreich entblößt. Ru 
dolph ersieht sich dieses Vortheils, bricht, statt in Böhmen, 
wie es anfänglich sein Plan war, in Oestreich ein; dringt un 
aufhaltsam vor, nimmt Klosterneuburg, den Hauptstützpunct 
der feindlichen Operations-Linie; lagert sich vor Wien, und 
dictirt den Frieden. Aber es waren die Friedensbedingnisse zu 
demüthigend, als daß Ottokars herrschsüchtiges Gemüth sich
	        
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