Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

neö Hauses Wohl. Auch ihm ward noch das Glück zu Theil, 
sich deS frommen Stifters persönlichen Umgangs zu erfreuen, 
und Worte des Trostes, den Balsam der Religion, in das 
tief verwundte Vaterherz zu träufeln. Leopolds Erstgeborner 
hatte sich wider ihn aufgelehnt, Haimburg besetzt, die her 
zogliche Mutter Theodora vertrieben, und jetzt vom Tode er 
eilt, die Bahn seiner Frevel durchlaufen. Als der Herzog da 
her nach seiner Rückkehr aus Italien, wohin er, die Longo- 1223. 
barden zu züchtigen, mit dem römischen Könige gezogen war, 
mit seinem Sohne Friedrich, seiner Gewohnheit gemäß, Li 
lienfeld zu besuchen kam, war sein Erstes, dem Abt Otto die 
Gebethe um die Seelenruhe seines unglücklichen Sohnes ans 
Herz zu legen. Sein Zweytes war, als er sich durch den Augen 
schein überzeugt, daß der Bau der Kirche im nächsten Jahre zu 
Ende kommen könnte, die Vollendung dieses Baues durch auf 
munternde Worte, und durch die Anstellung noch mehrerer 
Werkleute, zu beschleunigen. Es schien überhaupt dießmahl ei 
ne tiefe Schwermuth über sein ganzes Wesen ausgegoßen zu 
seyn, und sein Thun auf ein trübes Vorgefühl zu deuten. Er 
empfahl seine Seele in des Abtes und der Seinen Gebethe, 
und besprach sich angelegentlich mit ihm über die Zahl und die 
Widmung der Altäre; dann beschwor er bey Gott und allen 
HeiUgen seinen Sohn Friedrich, den Bau des Klosters, im 
Fall er früher sterben sollte, zu vollenden, die Kirche einwei 
hen zu lassen, und seine Gebeine da beyzusetzen. 
Lief ergriffen von dem ungewöhnlich Feyerlichen feiner 
Rede waren alle Anwesenden; aber niemanden ahnete es, 
daß er so im Vorgefühle seines nahen Todes sprach. Er ver 
ließ Lilienfeld, um nach Italien zu eilen, wo er zwischen Kai 
ser und Papst als Friedensmittler auftreten sollte. Er ging— 1229. 
um wiederzukehren ein Schlummernder imGrabe. Erstarb, ohne 
die Früchte seiner Friedensvermittlung zu erleben, Ln Santo 
Germano in Apulien. Sein Herz und sein Eingeweide wur- 1230. 
den auf dem Monte Caffino beygesetzt, seine Gebeine aber 
mit Sorgfalt gereinigt, künstlich mit Drath zusamnwngeglie- 
dert, in einen braunseidenen Mantel ohne Waffen gehüllt, 
und in der Lage eines auf der rechten Seite Schlummernden,
	        
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