Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

y) Siehe IX. Beylage. 
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LI) 
anmaßte, ein heftiger Streit erhoben. Zur Belegung dieses 
Streites sandte der Papst Honorius der Dritte einen Legaten 
ab, und delegirte mehrere Aebte als Beysitzer dieser Prozeß 
verhandlung. Wien wurde zur Zusammenkunft am passendsten 
befunden, und da der Streit Ln Gegenwart des Herzogs und 
einer zahlreichen Versammlung von Edlen, Bischöfen und Aeb- 
ten, worunter auch Abt Gebhard, zu Gunsten des Bischofs 
Andreas entschieden. — Honorius des Dritten Erhebung auf 
den päpstlichen Stuhl machte es nothwendig, eine neue Bestä 
tigung der Stiftung nachzusuchen. Gebhard hatte dieß der her 
kömmlichen Ordnung gemäß gethan, und eine päpstliche Bulle E 
erhalten, in welcher Honorius das Patronats-Recht des Klosters 
über die Spitalkirche in Krems, und über die Pfarrkirche in 
Wilhelmsburg bestätigt, und dafür dem Kloster Wohlthätig 
keit gegen die Armen, und Gastfreyheit ans Herz legt ^). 
Wahrlich, es bedurfte dieser päpstlichen Mahnung zur Gast 
freyheit (e) nicht, wo man von Anbeginn seinen höchsten 
Ruhm darein gesetzt, gastfrey zu seyn, und wo die Ausübung 
dieser schönen Pflicht — es kann im Bewußtseyn des Selbst 
gefühls der Lilienfelder so sagen — sich bis auf die späte Mit- 
zeit vererbt hat. Aber wie haben sich nicht seit Honorius bis 
auf den heutigen Lag (f) die Zeiten geändert! Ehemahls führte 
ein schlecht betretener Pfad durch die unwegsamen Thäler und 
Klüfte dieser Gebirgsgegend; keine Herberge winkte einladend 
mit dem grünen Zeiger, und nur hier und da schaute ein 
schwarz berußtes Hüttendach aus dem Dunkel der Tannen her 
vor. Einzelne Arme, dürftige Pilger, ermüdete Wanderer ka 
men , klopften an die Klosterpforte, wurden willkommen ge 
heißen , und mit christlicher Liebe verpflegt. Nun führt aber 
eine breite Kaiserstraße, bebaut und bevölkert, durch die ein 
stige Wildniß. Zu Tausenden wallen die Pilgerscharen; von 
schnaubenden Rossen gezogen, rollet Wagen an Wagen; und 
von Frömmigkeit, Neugier und Lust getrieben, drängt sich um 
die Zelle der heiligen Jungfrau ein wogendes Menschengewühl. 
Wie vermöchte da das Kloster die demselben eingebundene Gast-
	        
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