Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

Aber auch des Herzogs Sinn war immer nach der lieben 
Heimath gekehrt, nach den immer grünen Bergen, wo das 
Auge nicht erblindet, wie dort in Syriens brennendem Sande. 
Sobald er sein Gelübde gelöst, sobald Damiette des Siegers 
Gesetze anerkannt, eilte er, unbekümmert ui» die Beute, dem 
Lande der Treue entgegen. Das Schiff durchschnitt mit Blitzes 
schnelle die Fluthen; wie Gedanken strichen an ihm vorüber die 
nahen und fernen Gestade; aber schneller noch trieb ihn das 
Verlangen, sein Volk, und wie er in der Folge gestand, seine 
1219. Kinder in Lilienfeld zu sehen. In Grätz angelangt, nahm er 
seine zwey Söhne, Heinrich und Friedrich, und machte sich 
mit ihnen auf, nach Lilienfeld. Wer wird es den Mönchen 
verargen, wen» sie sich bey seinem Anblicke einer lauten Freude 
überließen? Ihr fürstlicher Vater ward ihnen ja wieder gege 
ben! siefrohlockten, und bedeckten mit Küssen die Hände, die 
sich jetzt öffneten, um das Kloster köstlich zu beschenken. Meh 
rere Reliquien, aus dem Morgenlande mitgebracht, schimmer 
ten ihnen entgegen, und unter diesen ein Stück jenes Kreuz 
holzes, woran unser Hei-gehangen, dem Herzoge von Bal 
duin dem Großen verehrt. Dieß Kleinod, vier Zoll lang, und 
einen Zoll breit, lag, in der Gestalt eines Patriarchen-Kreuzes, 
in einem silbernen Gehäuse, und ist jetzt noch ein Gegenstand 
des Verlangens der frommen Waller so). Neben dieser Kreuz- 
Reliquie erfreute die Beschenkten ein wunderholdes Muttergot- 
resbild, ein Werk griechischer Kunst. Es stellte die heiligste 
Jungfrau mit halbem Körper vor; der rechte Arm der Mutter 
trug das Kindlein, während der linke es liebkosend umschloß. 
Sie, die Mutter, hatte das Gesicht rechts gewendet, wo ein 
Engel mit Kreuz und Christi Purpurmantel herabschwebte; 
links ein anderer des Erlösers ungenähten Leibrock nebst dem 
Salbengefäße hielt. Der übrige Raum war mit vergvldten 
Silberplättchen bedeckt, und mit Muffivarbeit in griechischer 
Manier ausgefüllt. Das Bild war viereckig, ein Fuß breit, 
anderthalb Fuß hoch, und in einer Art capellenförmigen Käst 
chen eingepaßt, welches mit einer Doppelthüre versehen war, 
auf deren rechtem Flügel der heilige Joachim in griechischem 
Metropoliten - Ornate, und alif dem linken die heilige Anna
	        
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