Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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Stifters .haben jedes Mahl diese Summe ohne Abgang aus 
folgen lassen; erst während der Minderjährigkeit des jetzt noch 
Lebenden Grafen Rudolph von Czernig machte die Vormund 
schaft Anstande/ und verweigerte durch einige Jahre die volle 
Auszahlung obiger hundert Gulden aus dem Grunde, weil die 
Herrschaft Neuhaus, worauf das Stiftungs-Capital haftete, 
zu einem gräflich Czerninischen Fideicomiß eurn eon» 
86N8U I-6A10 errichtet worden, und deßhalb das Capital nur 
zu 4 pCl. verzinsen könne. — Als Robert Korzisek auf die 
Pfarre Annaberg kam, wandte er sich mit voller Zuversicht an 
den Grafen Rudolph, und dieser befahl alsogleich die Auszah 
lung ohne Abzug. 
Die Aufsicht über die, mit einem so großmüthigen Auf- 
wände errichtete Capelle führte anfänglich ein nachbarlicher 
.Bauer, gegen ein Benefiz von jährlichen drey Gulden. Da dieß 
aber mit einigen Ungelegenheiten verbunden war, so ließAma- 
däus(i74()) ein Häuschen aus Holz zimmern, damit der dahin 
e>currirende Geistliche einen schicklichen Unterstand habe, und 
nicht ferner bemüßigt sey, sich unter einem Haufen versammel 
ter Bauern aufzuhalten. Im Jahre 1764 wurde dieß Häus 
chen einem Gewerbsmanne um 60 Gulden mit der Verbindliche 
keit verkauft, daß er gegen die Befreyung von allen Abgaben 
und Robathleistungen, und gegen die Beziehung von jährlichen 
drey Klaftern Holz, die Capelle hüthen, und dabey den Meß 
nerdienst versehen solle. Dabey hatte es sein Verbleiben bis 
,786, wo die Bauern der Langseite und der Umgegend sich von 
der Leichtigkeit, mit welcher mehreren kleinen Gemeinden Pfar 
rer zugestanden wurden, versucht fanden, auch einen eigenen 
Pfarrer zu verlangen. Sie reichten dießfalls eine Bittschrift 
ein, wurden aber mit ihrem Gesuche abgewiesen. — Um die 
nähmliche Zeit wurde die Absolvirung der Stiftung dahin ab 
geändert, daß bey der allgemein eingeführten Beschränkung der 
Aemter, statt diesem eine stille Messe gelesen werden solle. — 
Noch steht die Capelle, aber der Zahn der Zeit, und der Wit- 
terung Einflüsse wetteifern an ihrer Zerstörung. — Schade! 
daß kein Fond zu ihrer Erhaltung vorhanden ist. —
	        
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