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der Reformation; die protestantischen Stände bekamen allmäh
lich das Uebergewicht, und schloßen den Pralatenstand mit
Verachtung von der Staatsverwaltung aus. Sie besetzten alle
wichtigen Posten, und füllten die Lehrstühle der Universität
und der übrigen Lehranstalten — kurz, die Reformation ver
breitete sich über den größten Theil von Europa, und übte in
Deutschland durch die Protestanten, in Frankreich durch die
Hugenotten, und in den Niederlanden durch die Geusen ihren
Einfluß aus.
Die Gnaden, die Abt Georg bald nach den hämischen An
griffen seiner Untergebenen auf seine Ehre, von dem Kaiser
erhalten, dienten ihm zu einem Beweise: daß Rudolph dem
Zweyten die schlichte und ungeschminkte Darstellung seines
Wandels von dem Ungrunde dep Anklage überzeugt hat. —
Er verlieh, auf des Abtes Bitte, dem Markt Wilhelmsburg den l5S5.
Körner-Wochenmarkt; erlaubte dem Markte Strazing ein
eigenes Jnsiegel zu führen, und bestätigte dem Kloster die
Salzzollfreyheit durch Oestreich. Mit dem Troste, in den Au- 1594.
gen seines Monarchen gerechtfertigt zu seyn, stieg Abt Georg
in die Grube, den 7- Januar 1687, nachdem er sich noch kurz
zuvor durch den Bau eines Armenspitals in Hainfeld eine Stufe
in den Hunmel gebaut,
XI.IV.
Laurenz Reu ß.
,§87 — »bas.
In der Meinung, daß sich Lilienfeld nach dem, was jwi.
schen dem Abte Georg und seinem Convente vorausgegangen
war, in der hülflosesten Lage befinde, wurde nach dem Tode
Georgs dem Capitel ein Fingerzeig gegeben, den verdienst
und talentvollen Laurenz Reuß, Profeßen von Melk, unk
nachherigen Abt von Maria-Zell in Oestreich, zum Abte zu
postuliren, — Laurenz überzeugte sich gleich nach der Ueber- 15g-.
nähme der Lilienfelder Klosterschlüssel, welch ein trefflicher
Wirth sein Vorfahrer war, und wie er in den schwersten