Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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einer Zelle; die Zehente haben Andere eigenmächtig an sich ge 
rissen; die meisten Güter befinden sich in den Händen der Gläu 
biger, und der Juden, dieser harten Wucherer; die Wemgärten 
liegen aus Mangel der Pflege verwildert; auf dem Kloster la 
sten über 3ooo Talente Schulden; und 90 Pdrsonen sind täg 
lich zu versorgen-. Um, fahrt er fort, nur den Hunger der Sei 
nen stillen zu können, habe er seinen Stab, und anderes Kir- 
chengeräthe veräußern, und auf die Einkünfte von Kaumberg 
»00 Talente bey dem Martin von Enns jn Altenmarkr auf 
nehmen müssen. — Welchen Erfolg diese schriftliche Eingabe 
des Abtes hatte, davon sagen die Annalen nichts; wohl aber 
setzen sie es außer Zweifel, daß die Lage Lilienfelds Ln diesem 
Zeitpuncte so kritisch war, daß eine längere Dauer der inner 
lichen Unruhen die fernere Existenz desselben höchst problema 
tisch gemacht haben würde. 
Und wie viel fehlte wohl, daß die Flamme der Partey 
wuth nicht aufs Reue hell aufloderte?! — Reimports von 
Walsee beschlossene Maßregel, die Stände nach Eggenburg zu 
entbiethen, und da den jungen Albert mündig zu erklären, 
both wenigstens den reichhaltigsten Brennstoff dar; und nur 
des Todes Dazwischentreten, der »»vermuthet den Herzog Leo 
pold wegraffte, beugte dem Aufflammen des bereits glimmen 
den Bürgerkriegszunders vor, und machte die Eggenburger 
Ständeversammlung überflüssig. Herzog Albert der Fünfte 
übernahm, noch nicht volle 16 Jahre alt, die Regierung; 
sein Zug nach Wien glich einem Triumphzuge z im Freudentau 
mel umjauchzte ihn sein Volk, und mitten aus dem Jubel ei 
nes ganzen Landes schallten heraus die Rahmen: Friedenbrin 
ger! Glückesspender! Landesvater! — 
Abt Johann begab sich mit den übrigen Ständen nach 
Wien, um dem jungen Fürsten zu huldigen, und bey dieser 
1412-Gelegenheit demselben persönlich die bedrängte Lage seines Klo 
sters zu schildern, und es seinem Schutze und seiner Milde an 
zuempfehlen. Des Herzogs Geneigtheit, dem Kloster aufzuhel 
fen, zeigte sich bald in seinen Gnadenäußerungen: Cr erneu 
erte allen Klosterunterthanen über der Donau ihr Mauthbe- 
freyungs-Privilegium, und entschied zu Gunsten Lilienfelds 
einen Streit mit Türs von Tiernstein.
	        
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