Volltext: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgegend [6] (6 = [Abth. 1] ; [Bd. 6] : Diöcese von Sanct Pölten ; Bd. 1 ; / 1825)

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Uin dieses Fest auch in Lilienfeld mit der geziemendsten Pracht 
feyern zu können/ wies Gerlach dem Sacristan die Einkünfte 
eines Hofes an / um dafür Kerzen und Windlichter herbey- 
schaffen/ und unter die Brüder austheilen zu können. Gerlach 
war nicht minder ein Beförderer der Wissenschaften/ und besaß 
den Scharfblick/ das verborgene Talent aus der Mitte der 
Seinen hervorzuziehen/ und aufzumuntern. Er unterstützte 
großmüthig jeden/ der sich denBüchern weihte; gab durch Wür 
digung und Auszeichnung dem aufstrebenden Genius eine neue 
Schnellkraft/ und ehrte noch im Tode das Andenken der Ver 
dienstvollen. — Hätten alle Aebte im Verfolge der Zeiten in 
diesem Geiste auf die Ihrigen gewirkt/ manches schlummernde 
Talent hätte sich unter ihrer Hand erschlossen/ und manches 
Feld des Wissens würde trefflich bebaut worden seyn. Aber lei 
der war dieß nicht immer der Fall! Die Ursachen mögen in 
dessen seyn welche sie wollen / so ist es gewiß: daß die wissen 
schaftliche Cultur der Klöster dabey nichts gewinnt/ und daß 
bey einem gänzlichen Mangel an Aufmunterung/ Unterstützung/ 
und Auszeichnung/ jede Anlage unterdrückt/ jede Neigung er 
stickt, und aller Eifer gelähmt werden muß. Hätte Chrysosto- 
mus Hanthaler nicht selbst dafür gesorgt, sich dem Dunkel der 
Vergessenheit zu entziehen; seine Mit - und Nachwelt hätte eS 
wahrlich bis jetzt nicht gehindert. Mit Mühe erfragt der Wan 
derer die Grabstätte dieses fleißigen Mannes, und in Kürze wird 
auch diese schmer'zu enträthseln seyn. Es kam wohl einmahl 
ein einfacher Marmorstein in Anregung; dieß ist aber auch 
alles — der gute Hanthaler hatte keinen Abt Gerlach! — Ger 
lach ehrte auch noch im Tode seinen Profeßen, Magister und 
Professor der Theologie, Johann Pfaffenkron. Er hielr ihm lZ5S. 
ein feyerliches Todesgepränge, und bezeichnete, damit er im 
merdar in dem Andenken seiner Brüder lebe, seine Grabstelle 
mit einem Marmorsteine, worauf er in Lebensgröße, mit ei 
ner Cuculla angethan, das Doctor-Barret auf dem Haupte, 
und mit einem auf der Brust aufgeschlagenen Buche, in halb 
erhabener Arbeit abgebildet ist. Eine Auszeichnung, die vor 
ihm keinem seiner Mitbrüder zu Theil geworden. Wo Johann 
Pfaffenkron das Doctorat genommen, läßt sich nicht erweisen. 
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