Full text: Historische und topographische Darstellung von Baden und dem Stifte Heiligenkreuz mit ihrer Umgegend [4] (4 = [Abth. 1] ; [Bd. 4] ; / 1825)

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nöthigen Lebensunterhalt nicht zusichern konnte, so konnte sich 
dieser Pfarrer nicht lange hier erhalten. Nun nahmen sich die 
Bischöfe von Passau, Franz Anto n Graf von L o sen stein, 
und Philipp Graf von Lamberg, der verlassenen Pfarre 
thätig an, und letzterer bewog den Abt zu Melk zur freywilli 
gen Abtretung der Pfarre. Es wurde im Jahre 1693 ein Ver 
gleich geschlossen, vermöge welchem das Stift Melk die Pfarre 
Oberwalterstorf an den Bischof von Passau sammt dem zwey 
Drittelzehent, welcher bisher dem Pfarrer zum jährlichen 
Genusse überlassen war, abtrat; dagegen sollten aber die 
künftigen Pfarrer keine Anforderung mehr an das Stift zu 
machen haben. Als Folge dieses Vergleiches wurde im Jahre 
1696 von dem damahligen Ortsbesitzer, Carl Grafen von 
Heissen stamm, ein Weltpriester, Anton Nieder 
mayer, dem Bischöfe von Paffau als Pfarrer vorgeschlagen, 
und von demselben bestätigt. Von dieser Zeit an hatte der je 
weilige Ortsbesitzer das Präsentations-Recht, und der Bischof 
von Passau die Bestätigung , bis dieses unter Kaiser I 0- 
seph ll. verändert wurde. Als im Jahre 1729 bey Errich 
tung des Erzbisthums in Wien das ganze Decanat Baden zu 
diesem Sprengel von Paffau abgetreten wurde, behielten sich 
die Bischöfe von Paffau das Patronats-Recht über die Pfar 
ren Oberwalterstorf, Baden und Moosbrunn bevor, und 
übten dasselbe auch aus, bis unter Kaiser Joseph II. durch 
eine Hofentschließung vom 7. August 1784, alle ehemahligen 
bischöflich Paffauischen Cottations-Pfarren, worüber dem Hoch 
stifte Passau das Präsentations-Recht nicht jure laicali zu 
stand, zu landesfürstlichen Patronats-Pfarren erhoben wur 
den, in welche Classe auch Oberwalterstorf gerechnet wurde. 
Im Jahre 1791 suchte zwar Passau sein voriges Recht wieder 
zu erlangen, aber die Sache blieb bey dem angenommenen 
Systeme; und da ohnehin im Jahre i8o3 alle in Oesterreich 
liegenden , auswärtigen geistlichen Stiften gehörige Realitäten 
und Rechte an den Landesfürsten sielen, so ist Oberwalter 
storf heut zu Tage eine la nd esfürsttiche Patronats- 
Pfarre. 
Der Pfarrhof liegt am westlichen Ende des Dorfes,
	        
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