Volltext: Historische und topographische Darstellung von Baden und dem Stifte Heiligenkreuz mit ihrer Umgegend [4] (4 = [Abth. 1] ; [Bd. 4] ; / 1825)

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statten genannt, und nach Pottenstein eingepfarrt, bewahren 
noch das Andenken dieser beyden Dörfer. 
Auch die Verbreitung der Lehre Luthers in dieser Ge 
gend wirkte sehr nachtheilig auf den Zustand! dieser Pfarre, 
indem die Besitzer der benachbarten Schlösser Vöslau und Mer- 
kenstein jener Lehre zugethan, die Rechte und Besitzungen der 
Pfarre Gainfahrn auf alle Art beeinträchtigten. Im Jahre 
i58a entstanden zwischen dem Stifte Melk, und Franz Fk- 
cin, Pfandinhaber der Herrschaft Merkenstein, Streitigkeiten 
wegen der Vogtherrlichkeit über die Pfarre. Diese wurden von 
einem nachfolgenden Pfandbesitzer, Ionas vonHeyßber.g, 
erneuert, indem er mit dem Kirchenvermögen und den Zech- 
leuten nach Belieben schaltete, ja sogar den Pfarrer von Gain 
fahrn in Ketten nach Merkenstein führte. Aehnliche Klagen 
wurden viele Jahre lang fortgesetzt; z. B. daß der protestan 
tische Prediger zu Vöslau, auf Antreiben des Herrn von 
Heyßberg, Taufen, Trauungen und Leichenbegängnisse zu , 
Gainfahrn vornehme; daß der Besitzer von Vöslau, Paul- 
Bayer, sich weigere, einen, dem Pfarrer zu Gainfahrn schul 
digen Zehent zu entrichten; daß die Zechleute gewissenlos han 
deln, und die Kirchengründe veröden. Dadurch gerieth die 
Pfarre in einen solchen Mangel, an Einkünften sowohl als an 
Kirchengerä'the, daß die Gemeinde ein ganzes Jahr keinen 
Pfarrer bekommen konnte; daher an jedem zweyten Sonntage 
der Pfarrer von Vöslau hier den Gottesdienst hielt. Obwohl 
sich diese traurigen Umstände verbesserten, sobald die katholische 
Religion in Oesterreich wieder zur allgemein herrschenden ge 
worden war, so mag doch Manches unwiderbringlich verloren 
gegangen seyn. 
Die bisherigen Pfarrer von Gainfahrn waren Weltprie- 
st e r, die beym Antritte der Pfründe sich gegen daS Stift re- 
versirey mußten, dieselbe in gutem Stande, und bey allen 
ihren Rechten und Besitzungen zu erhalten. Mancherley gegrün 
dete Klagen der Gemeinde gegen mehrere dieser Pfarrer, und 
das sehnliche Verlangen und Bitten, daß hier, so wie zu Ober 
walterstorf und Leoberstorf, ein Stistsgeistlicher als 
Seelsorger angestellt werden möchte, bewogen im Jahre 1698 
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