Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

15 
ten Fleisch essen; die Gesunden genossen nur selten, nur 
wenn sie damit beschenkt wurden, Milch, Eyer und Fische, 
Die Stunde der Mitternacht weckte sie vom harten Lager, 
auf welchem sie in einem gemeinschaftlichen Saale im Or 
denskleide ruhten, zum Gebethe in den Chor. Am Tage 
wechselten Gottesdienst, körperliche Arbeit und Lesen ab- 
Vom Feste der Erhöhung des h. Kreuzes bis Ostern hielten 
sie strenge Fasten, und bey allen diesen Entbehrungen waren 
sie milde gegen Arme, gastlich gegen Fremde, und besuchten 
Freunde, wie es die Regel vorschrieb.* *) DaS Feld der 
Wissenschaften ließen sie nicht ungepflügt. Viele theologische 
und historische Handschriften wurden von Zwetlern geschrie 
ben, ihre Nahmen durften sie nicht beysetzen, um jede Re 
gung der Eitelkeit nieder zu halten, aber die den Werken 
oft beygefügten Schenkungen mit gleicher Handschrift bewei 
sen es, daß sie im Hause verfaßt, oder abgeschrieben wur 
den. In einer Chronik, die mit dem Jahre 1075 anfängt, 
bemerkt der Schreiber, daß er 1140 in den Orden getre 
ten, 1145 Diacon, 1147 Priester geworden sey. Er schrieb 
bis 115g; ein Mitbruder setzte dann das Werk fort, der 
bemerkt, daß er 1169 daS Subdiaconat erhielt**). 
Rapoto und sein Convent wurden im geräuschlosen Wal 
ten thätiger Frömmigkeit durch eine Begebenheit aufgeschreckt, 
an der die ganze Christenheit Theil nahm. Einige Cardinäle 
wählten den bisherigen Kanzler der römischen Kirche Roland, 
der sich Alexander III. nannte, die kaiserlich gesinnte Par 
tey Victor VI. zum Pabst. Alexander, dem selbst die Wahr 
heit liebenden Feinde eine edle Persönlichkeit nicht abspre 
chen konnten, stand unerschütterlich aufrecht für,die Frey 
heit der Kirche, sagte sich selbst lieber von seinen Anhän 
gern los, wie von Heinrich II. von England, als daß er 
seine fortdauernde Anerkennung von diesem Fürsten durch 
*) Statut. Ord. Cisterc. 
*) Abgedruckt bey Pez, script. I. 520, das Orig, in Zwttt 
Handsch. Nr. *02,