Volltext: Der Mühlkreis im Lande Oesterreich ob der Enns. (1 / 1840)

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haben freundliche Gärtchen. Sehenswerth ist hier die altdeutsche Kirche aus dem 
XV. Jahrhundert, das St. Martinsspital und die MeißlischeKattunsabrik. Ober¬ 
halb Aigen beginnt der Schlöglerwald, welcher Österreich von Böhmen scheidet. 
Hier in der Nähe liegt auch Kloster Schlögl. Es ward dieses Prämonstratenserstift 
im Jahre 1200 von Chalchoch von Falkenstein, einem Ministerialen von Passan 
begründet. Er hatte sich in den Tiefen des Urwaldes auf der Jagd verirrt und mußte 
in der Wildniß die Nacht zubringen, woselbst er auf einem Binderschlögel schlief. Er 
hatte in dieser Nacht ein Gelübde gethan, wenn er sich glücklich aus dieser Wildniß 
wieder heraus finden würde, ander Stätte dieses seines Nachtlagers ein Kloster zu 
erbauen. Es geschah, und er nannte dieses Kloster zum Andenken an jenen Schlögel, 
der ihm zum Kopfkissen gedient hatte, Schlögel. Auch nannte man es später 
Maria Schlag. Das Stiftsgebäude ist zwar seit dem letzten Brande, 1814, noch 
nicht ganz hergestellt, zeigt sich aber doch in den vollendeten Theilen freundlich und 
schön. Ober dem Hauptthor prangen die Statuen der Heiligen, Norbert und Augu¬ 
stin. In dem Portraiten-Zimmer neben der Abtei findet man die Bildnisse vieler 
Stiftsmitglieder und Äbte seit dem Abte Wilhelm II., und im Tafelzimmer die 
Portraits des Ordensstifters Norbert und der letzten eilf Äbte. Die Bibliothek hält 
über 8000 Bände und ist in einem entsprechenden Raume aufgestellt. Die Stifts¬ 
kircheist groß, schön und hell, sie hat sieben Altäre (das Hochaltarblatt, Maria 
Himmelfahrt, ist von Rhukerbauer), mehrere gute Altargemälde und eine schöneOrgel. 
Im Presbyterium sind die Chorstühle der Capitularen sehenswerth. Auch befinden 
sich daselbst schöne Gemälde von Rhukerbauer, dem Kremser Schmidt u.s. w. In 
dem sogenannten grünen Zimmer sind mehrere gute Bilder von Albrecht Dürer. In 
der Mitte der Kirche ist der Kreuzaltar, mit der Geschichte der Stiftung des Klosters in 
Holz eingelegt. Dort liegt auch der Stifter mit seiner Gemahlin begraben. (Er starb 
1238, sie 1225.) In den Sakristeien zeigt man werthvolle Paramente, Ornate, 
Kunstarbeiten u. s.w. Nicht weit von der Nebenkirche, MariaAnger, ist ein Garten 
mit 10,000 jungen Stämmen, welche der Forstmeister und Kapitular des Stiftes 
Ludolph Baceni pflanzte. Dieser würdige Greis hat um die Obstkultur im Mühl¬ 
kreise seit 30 Jahren sich große Verdienste gesammelt. — Von Schlögl wenden wir 
uns nun nach Haslach, einem der schönsten Märkte des Kreises, mit 142 Häusern 
und 1098 Einwohnern, dann nach Leonfelden, einem ebenfalls sehr schönen 
und großen Markte, nicht ferne vom Sternwalde, wo die große Rottel entspringt, mit 
88 Häusern und 575 Einwohnern. — Er ist mit Ringmauern, Basteien und Grä¬ 
ben umgeben, wird des Nachts geschloffen, und ist überhaupt in mehrerer Hinsicht 
sehenswerth. Von Leonfelden kehren wir durch den wild romantischen Haselgraben, 
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