Volltext: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes des Staats-Obergymnasiums in Krummau

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großen Vorgängers, des Ables Martins lli. entgingen, dessen Zeitgenosse 
er war. 
Freistehen gereichte den Jesuiten, seinen Lehrern am Kollegium in 
Krummau zur größten Ehre. „Er schrieb ein fließendes Latein, er zeigt 
sich als ein sowohl in der hl. Schrift als auch in den klassischen Autoren 
viel belesener Mann." Daß er, den wir schon als guten Redner und 
Deklamator kennen, auch mit besonderer Vorliebe lateinische Verse machte, 
zeigt der erste Blick in die Annalen; jeder der Pröpste bekommt seinen 
meist trefflichen Nachruf in Versen. Nebst seiner Wahrheitsliebe, — er 
gesteht es, wenn er etwas nicht zu erklären weiß oder einen Ort nicht 
kennt, sowie daß er das „böhmische" nicht versteht — tritt uns überall 
seine Bescheidenheit und Frömmigkeit entgegen. Parteihaß kennt er nicht, 
was er nicht loben kann, oder was ihm widerlich ist, darüber stellt er 
das Urteil Gott anheim. Durchaus zeigt er auch eine große Zuneigung 
zu seinem Kloster, das er stets' als unter dem besonderen Schuhe der 
Kimmelskönigin stehend betrachtet; er freut sich über dessen Glück und 
beklagt dessen Unglück. 
Wir lernen ihn bei der Durchnahme seines Werkes, das er wohl 
mit allzukleiner Schrift und gar blasser Tinte schrieb, als eine sanfte Natur 
von tiefer Religiosität beseelt, sorgsam und eifrig im Sammeln, geschickt 
in der Darstellung des einzelnen kennen und liebgDinnen'). 
Man konnte daher nach Martins III. Tode nicht zweifeln, 
wem die Leitung des zu hoher Blüte gelangten Kaufes anvertraut 
werden sollte. Keiner war mit den Ordens- und Kausverhältnisien mehr 
vertraut als er, der so lange das Amt eines Provinz-Sekretärs bekleidet, 
der sich des Vertrauens Martins erfreut, der sich durch seine Annalen 
und seine Lehrtätigkeit um das Stift so verdient gemacht hatte als Franz 
Freisieben. 
Seine Wahl erfolgte wahrscheinlich im Jänner 1666; am 7. Februar 
fand zu Passau seine Znsulation statt. Er lenkte das Stift bis zum 
3. September 1677, wo er zu Linz starb; seine entseelte Külte wurde nach 
Schlägl gebracht und in der Veitskapelle begraben. Im Totenbuche wird 
von ihm -gerühmt: ,acris indoles, sublimium Ingenium magnarumque 
cogitationum capax iudicium penes altam cum rara demissione scientiam 
multum amabilis eliquavit.“ 
’) Vgl, Dr. Laurenz P r ö I l, Geschichte des Stiftes Schlägl.
	        
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