Volltext: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes des Staats-Obergymnasiums in Krummau

einen recht großen und bequemen Platz für sich und seine Kinder zu 
erkämpfen hat, ohne Rücksicht darauf, ob sein Nachbar auch etwas daraus 
erhascht oder nicht. Nur wenn er selbst genug bekommt — 
Daher die Teilnahmslosigkeit für alles andere, das nicht direkt der 
Befriedigung des Tierischen in uns dient. Genüge Ode, mangelnder Ge 
meinschaftssinn und darin wieder wurzelndes gemeinsames Elend — so 
schließt der Kreislauf dieser Lebensanschauung. 
Wohl sind Lebensmittel (das Wort im höheren Sinne verstanden) 
notwendig und ohne sie keine gesunde Entwicklung. Das zum Leben 
Notwendige mutz ein jeder im ausreichenden Matze besitzen, denn sonst 
erkrankt, wie wir's zur Zeit haben, der ganze Volksorganismus mehr 
oder weniger schwer. Doch geht der Sinn der Welt und des Gebens 
darüber weit hinaus. Weder materielle Vorteile oder Befriedigung körper 
lichen Verlangens, noch Glanz und Macht sind das Endziel wie des ein 
zelnen so auch eines ganzen Volkes — der Menschheit — sondern einzig 
und allein die Entwicklung zu immer höherer Vollkommenheit. Die ganze 
Menschheitsgeschichte ist ja nur ein Prozetz immer subtilerer Evolution 
und seiner werdender Organisierung. Datz ein jeder ein sittlich und geistig 
schöpferisches Subjekt werde, darauf müssen wir alle unsere Kraft und 
Lebensfreude einstellen. Wir haben uns höher fortzupflanzen, Besseres zu 
schaffen, als wir selbst sind und haben. Wir haben die guten Eigenschaften 
und die Eigenart unseres engeren Volksstammes zu entwickeln, damit 
auch unser Volk als Einheitskraft für die höchsten sittlichen Ziele der 
ganzen Menschheit wirke und an ihrem Aufstiege teilnehme. Das allein 
ist der Sinn eines völkischen Bewutztseins und gibt einer nationalen 
Politik Daseinsberechtigung. So aufgefatzt ist sie durchaus nichts Nber- 
flüssiges, sondern im Gegenteile etwas Notwendiges. Zhr Kampf ist sittlich, 
weil wir in der Abwehrstellung nicht nur unseren Boden, der uns die 
Nahrung gibt, verteidigen, sondern auch unsere Eigenart zu wahren suchen, 
die ebenso wie die der anderen mitberufen ist, mitzuarbeiten an der sittlichen 
Höherentwicklung der Welt. Diese auch unsere Sendung können wir 
erfüllen, wenn das ganze Volk in der Lage ist, jeder für sich und dennoch 
für alle, dabei mithelfen zu können. Das können körperlich und geistig 
herabgekommene Massen nicht. — Sollen sie das können, müssen ihre 
Daseinsbedingungen, die auch heute nicht darnach sind, um sie gesunden 
zu lassen, erst gründlich verbessert werden. Das mögen Politiker insbesondere 
solche sich stets vor Augen halten, die über den Mangel des Volkes an 
Volksbewußtsein und völkischer, Pflichterfüllung klagen. 
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