Volltext: Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes des Staats-Obergymnasiums in Krummau

, lebenden Muscheln sehte er meist an unzugänglichen Stellen wieder in der 
Moldau oder im Blätterbache aus, wobei er nicht vergaß, auf der Schale 
perlenführender Muscheln sein Monogramm „F. W.“ einzukratzen. Wer heute 
solche Muscheln findet, wird diese Zeilen bestätigt finden durch das ver-. 
narbte gut leserliche Zeichen, wenn es auch schon 40—60 Jahre her ist. 
Bevor ich zum eigentlichen Thema übergehe, muß ich noch das Vor 
urteil über unsere Flußperlen widerlegen. Man behauptet, daß die orien 
talischen Perlen schöner sind. Das kommt daher, daß es in unserer Keimat 
wenige Leute gibt, die ganze Serien schöner, voll ausgereifter Stücke in 
all ihren Farbennuancen gesehen haben. 
Wie bekannt, spielt die Muschelschale, respektive deren Perlmutter 
alle Regenbogenfarben und eben die Farbe, in der die Perle liegt, trägt 
sie auch. So findet man Stücke in reinstem Weiß, blaue, role, gelbe usw.» 
mitunter kommen auch ganz schwarze, messing- und stahlblaufarbige vor. 
Wenige unter uns werden Gelegenheit gehabt haben, die Wiener Welt 
ausstellung 1873 zu besuchen, eher noch die Budapester Millenniums- 
Ausstellung. Auf beiden waren ganze Serien in allen Farbeü, allen 
Größen, von der kleinsten bis zur Größe einer Schlche zu sehen. Auch 
alle Formen als: rund, tropfen-, faßl-, birnen- und apsel- sowie eiförmige 
und halbrunde Stücke waren vertrelen. Alle diese schönen Vollreifen 
Stücke hatte mein Vater dorthin geliefert. 
Nun wollen wir auch ins Wasser steigen und hier Umschau halten. 
Kalt! Da stecken schon mehrere Muscheln im Sande und ich erkenne von 
weitem, daß da drei Sorten von Muscheln vorkommen. Meinem Freunde 
neben mir zeige ich mit dem Finger drauf, er aber sieht leider noch immer 
keine, weil halt gar so wenig daran zu sehen ist, nur kleine, schwarze 
Streifen. Da die Stelle eben nicht tief ist, nehme ich die Muscheln 
heraus und es sind wirklich alle drei Sorten unserer heimischen Gewässer: 
die Perlenmuschel, die Malermuschel und die Teichmuschel. 
Die Perlmuschel ist schlank und normal gebaut» hat starke Schalen, 
die an der Außenseite schwarz, in fließenden Gewässern mitunter auch 
rotbraun sind. Sie wird im Flusse zirka 15—18 Zentimeter groß, in den 
Bächen bleibt sie kleiner. Ähnlich ist die Malermuschel, wird aber nur 
6—8 Zentimeter groß, hat einen gedrungenen Bau und ist mehr breit. 
Die Teichmuschel findet sich sonsl meist in Teichen, daher überall bekannt. 
Sie ist sehr enge gebaut, scharfkantig und wird größer als die Perlmuschel. 
Die Schalen derselben sind sehr dünn. 
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