Aufgabe Nr. 2.
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lassen, weil hiebei am ehesten zu erwarten ist, seine Stärke
und Gliederung zu erfahren.
Dadurch, daß der Gegner schon während des Marsches
festgestellt wird, gewinnt der eigene Kommandant überdies
auch die Anhaltspunkte für seinen Kalkül über den Ort und
Zeitpunkt des Zusammenstoßes (Gefechtes).
4. Aus dem vorstehenden ist ersichtlich, daß sich die Auf¬
klärung — schärfer als es bisher der Fall war — in zwei
Phasen teilt, welche verschiedene Ausführungsarten dieses
Dienstes bedingen:
a) Das Suchen und Beobachten des Feindes auf weite
Entfernungen und
b) die systematische Beobachtung und Verfolgung aller
Bewegungen des Gegners von dem Augenblicke an, wo er
sich durch peinliche Ausnützung des Terrains der Sicht und
Wirkung der eigenen Artillerie zu entziehen sucht.
Bisher, d. i. bis zur Einführung weittragender Schnell¬
feuerkanonen, erfolgten die Bewegungen auf dem Gefechts¬
felde selbst größerer geschlossener Körper von einander auf
Entfernungen, welche dem Parteikommandanten häufig ge¬
statteten, durch persönlichen Augenschein einen Überblick
über die Stärke des Feindes und seine Absichten zu gewinnen
und demnach die eigenen Maßnahmen zu treffen. Es sind uns
allen aus den Friedensübungen Fälle bekannt, in welchen der
Detachementkommandant, ohne vorher durch Patrouillen¬
meldungen Kenntnis vom Anmarsch des Feindes erhalten zu
haben, seine Verfügungen erst auf Grund persönlicher Be¬
obachtungen treffen und trotzdem den Kampf einleiten konnte,
ohne daß dieser Umstand von ausschlaggebender oder kata¬
strophaler Bedeutung für das Gefecht gewesen wäre.
Es bedarf keiner weiteren Ausführung, daß angesichts
der weittragenden (7 kni) und verdeckt schießenden Schnell¬
feuerkanonen ein unvermutetes Zusammentreffen mit dem
Feinde auf Entfernungen, in welchen man das Terrain gut
übersieht (Umkreis von 3, 4, 5 km, je nach der Bodenform
und Bedeckung), zum Verhängnis für jede Truppe werden muß.
Diese Betrachtung möge die hohe Wichtigkeit des früh¬
zeitigen Entdeckens des Feindes, daher zeitgerechter Ma߬
nahmen für das Aufsuchen desselben, in das richtige Licht
stellen.