Volltext: Seine Leistungsfähigkeit und Verwendung im Gefechte (2. Heft / 1908)

Schlußwort zur Aufgabe Nr. 2. 
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noch mehr als früher — Übungen im Rencontregefecht ihre 
Bedeutung bewahren. Nur wenn eine Armee es im Frieden 
gelernt hat, den Gegner dort, wo man ihn findet, und in jener 
Verfassung, in der er eben ist, anzugreifen, wird sie die für 
den Krieg so wichtige Aktivität und Initiative ihrer Truppen 
bewahren. Es dürfte eine der Hauptursachen der taktischen 
Passivität der kaiserlich russischen Armee in der Mandschurei 
darin zu suchen sein, daß sie in ihrer Friedensausbildung das 
Begegnungsgefecht nicht kultiviert hat. Alle Kommandanten 
hätten sich mit den durch die neuen Waffen bedingten neuen 
Erscheinungen viel leichter abgefunden und es wäre wahr¬ 
scheinlich nie jener fast gänzliche Verlust an Leistungsfähig¬ 
keit in den aktiven taktischen Handlungen eingetreten, wenn 
die Kommandanten verschiedener Grade im Frieden zu 
rascher Entschlußfassung und Anpassung an die momentanen 
Gefechtslagen erzogen worden wären. 
Die Aufgabe Nr. 2 möge eine Andeutung bieten, daß im 
Begegnungskampf von Detachements mit moderner Artillerie 
manches aus unserer bisherigen Praxis nicht mehr zutrifft. 
Eine Aufgabe kann dieses Thema nicht erschöpfen, ich ziehe 
daher aus derselben kein Resume und überlasse es dem Leser, 
sich selbst ein Urteil zu bilden. 
Hingegen will ich einige mit der Artillerieverwendung* 
und Geschützwirkung im Zusammenhänge stehende auffallende 
Erscheinungen hervorheben. 
1. Die Batterien beider Parteien hatten Stellungen be¬ 
zogen, um den im Anmarsch befindlichen Gegner frühzeitig 
beschießen zu können. Dank der durch die Anlage der Auf¬ 
gabe geschaffenen Möglichkeit zeitgerechter Vorsorgen gelang 
es, eine Geschütz Wirkung auf große Entfernung aus ver¬ 
deckten Stellungen zu erzielen. Als sich dann die beider¬ 
seitigen Infanteriegruppen zum Kampfe näherten, entsprachen 
die erstgewählten Stellungen nicht mehr, so daß schließlich 
alle Batterien beider Parteien sich aus offenen Stellungen be¬ 
tätigen mußten. Hieran trugen wohl auch die Terrainverhält¬ 
nisse und das Fehlen von Steilfeuergeschützen die Schuld, 
in letzter Linie war dies aber doch durch den Mangel an Zeit 
zu den betreffenden Vorbereitungen bedingt. Sorgfältigere 
umfassende Rekognoszierungen hätten gestattet, die Be¬ 
herrschungsverhältnisse in alle wichtigen Abschnitte des nahen 
Vorfeldes festzustellen und die Batterien dort, wo nur offene 
Batteriestellungen eine Geschütz Wirkung zuließen, durch künst¬ 
liche Deckungen zu schützen.
	        
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