Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

192 Die Entwicklung der Schlachtlinie im Westen bis zum Kanal 
Kontreadmiral Louran gehörte der Marine 29'/, Jahre an. Er trat Ostern 1882 ein und 
schied im November 1911 aus dem aktiven Seeoffizierkorps aus. 1899—1900 war er Kompagnie- 
führer bei der Matrosenartillerie, 1901 Adjutant bei der Artillerie-Inspektion. Als Schiffskomman 
dant befehligte er zunächst das Kanonenboot Wolf auf der westafrikanischen Station, in der Heimat 
das Küstenpanzerschiff Aegir, die Schulschiffe Moltke und Hertha, sowie das Linienschiff Schlesien. 
Nachdem er zur Disposition gestellt war, übernahm er den Posten des Reichskommiffars beim Ham 
burger Seeamt und erwarb sich großes Vertrauen in der Handelsmarine. 
Senator Justus Strandes ist ein Mann von sehr reichen kaufmännischen Erfahrungen, er ist 
besonders in der Kolonialwirtschaft und im Schiffahrtswesen gründlich bewandert. Er ist Chef der 
Hamburger Ueberseefirma Hansing u. Co., die in mehreren Ortschaften Ostafrikas Zweighäuser hat. 
Senator Strandes weilte selbst zwölf Jahre lang in Ostafrika, ehe er als Mitinhaber in seine 
Firma eintrat. Er gehört den Aufsichtsräten der Deutschen Ostasrika-Linie, der Deutsch-ostafrika- 
nischen Gesellschaft, der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft, der Deutsch-ostafrikanischen Bank und 
der Handelsbank für Ostafrika an. Ferner wirkte er im Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft 
und des Kolonialwirtschaftlichen Komitees; er ist auch Mitglied des Kolonialamts. Hamburger 
Senator wurde Herr Strandes anfangs 1911. Seitdem gehört er der Senatskommission für das 
Eisenbahnwesen und der Deputation für Handel, Schiffahrt und Gewerbe an. 
Herr Georg Behrens, Teilhaber der Hamburger Bankfirma L. Behrens und Söhne, wird vor 
nehmlich in Finanzftagen tätig sein und die Aufsicht über die belgischen Banken ausüben. Das 
alte Bankhaus in Hamburg hat schon in der Vergangenheit mit Belgien nähere Beziehungen gehabt; 
der Vater des Herrn Georg Behrens war hamburgischer Generalkonsul des Königreichs Belgien. 
20. Oktober. 
Die belgische Staatsregierung hat sämtliche Zahlungen und namentlich die 
Zahlungen für die Kupons der Staatsschuld eingestellt. Die deutsche Regierung 
zieht vom 1. Oktober ab die belgischen Steuern für eigene Rechnung ein. 
Dazu schreibt die Wiener „Neue Freie Presse": „Die belgische Scheinregierung mit 
dem Sitze in Havre hat es offenbar verschmäht, sich mit dem von Deutschland eingesetzten 
Gonverneur Freiherrn v. d. Goltz wenigstens so weit zu verständigen, daß die Frage 
hätte geprüft werden können, ob nicht für den finanziellen Dienst selbst in der Kriegszeit durch 
irgend ein Auskunftsmittel hätte gesorgt werden können. Sie hat die Zahlungen ein 
gestellt, um die Bevölkerung noch mehr aufzuhetzen und das von ihr verschuldete Elend 
noch zu verschärfen und Mißstimmung zu verbreiten. Belgien hat schon vor dem Kriege 
eine sehr schlechte Finanzwirtschaft gehabt. Aber der Reichtum und die natürlichen 
Schätze des Landes sind außerordentlich groß, und gewiß wäre es möglich gewesen, über 
die Schwierigkeiten des Augenblicks durch eine schwebende Operation oder durch eine 
sonstige Vorkehrung hinwegzuhelfen. Die belgische Regierung steht jedoch ganz unter dem 
Einflüsse des giftigen Hasses in England, und in dieser Verblendung schlägt sie die 
eigenen Bürger. Deutschland wird wohl auch die belgischen Finanzen selbst in die Hand 
nehmen müssen, und schlechter werden sie unter der Verwaltung der deutschen Gouverneure 
sicher nicht werden." 
23. Oktober. 
Feldmarschall Gouverneur v. d. Goltz besuchte den Bischof von Mecheln, Kardinal 
Mercier, der versprach, allen Einfluß daranzusetzen, um wieder geordnete Verhältnisse 
und Beruhigung in die weitaus überwiegend katholische Bevölkerung Belgiens zu bringen. 
Während der Unterredung klärte der Bischof das Mißverständnis auf, das von deutscher 
Seite einige Zeit über das Auftreten der belgischen Geistlichkeit bestand. 
Ueberhaupt haben sich für die in vielen Feldpostbriefen ausgesprochene Beschuldigung, 
belgische Geistliche hätten sich am Franctireurkrieg beteiligt, offenbar keine stichhaltigen 
Beweise erbringen lassen. Soweit wir derartige Briefstellen in unsere Chronik aufgenommen 
hatten, — z. B. bei der Schilderung der Ereignisse in Löwen und Andenne, — sind sie 
in den neueren Drucken beseitigt.
	        
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