Volltext: Der Völkerkrieg Band 2 (2 / 1915)

304 Großbritannien während des ersten Kriegshalbjahres 
Bedürfnisse der Kriegsmarine requiriert. Die natürliche Folge war bei dem egoistischen 
Geschäftssinn der englischen Schiffahrtsunternehmer, daß die Schiffsfrachten gewaltig in 
die Höhe getrieben wurden. Durch die deutschen Minen und die Erfolge unserer Uebersee- 
kreuzer (vgl. II, S. 265) stiegen dazu noch die Versicherungssätze. Weitere Ursachen 
stnd: die Mißernte in Australien, die Abschneidung der Zufuhr aus Rußland über die 
Ostseehäfen und das Schwarze Meer, die Spekulation auf den amerikanischen Getreide 
märkten, die Zurückhaltung großer Vorräte durch britische Farmer und (vorübergehend) 
die Verkehrsstockung in den Hafenplätzen wegen des durch die Rekrutenwerbung hervor 
gerufenen Mangels an Arbeitskräften. 
Auch die Kohlenpreise stnd in die Höhe geschnellt, durch den Abgang von Arbeitern 
zum Heer, durch die Steigerung der Frachten und durch die Erhöhung der Arbeitslöhne, 
eine Folge der Generalstreiksgesahr in Jorkshire. 
Finanzielles 
24. September 1914. 
Die englische Regierung hat beschlossen, das Moratorium erst am 24. November 1914 
in vollem Umfang endigen zu lassen. 
1. Oktober. 
Die englischen Staatseinnahmen weisen im ersten Vierteljahr des Krieges eine 
Verminderung um 6 750 516 Pfund Sterling auf. 
16. November. 
Im Unterhaus erklärte Ministerpräsident Asquith bei der Einbringung einer Kredit 
vorlage über 225 Millionen Pfund Sterling, die 100 Millionen Pfund, die am 8. August 
bewilligt worden waren, seien teils für die Kriegführung, teils für die Lebensmittelver 
sorgung und zur Fürsorge für die Flüchtlinge ausgegeben worden. Von dem neuen 
Kredit sollten 10 Millionen an Belgien und 800 000 Pfund an Serbien als bis zum 
Ende des Krieges unverzinsliche Darlehen überwiesen werden. Die britischen Kolonien, 
die unter normalen Umständen sich mit Anleihen an den Londoner Geldmarkt gewandt 
hätten, sollten dieser Notwendigkeit durch die Reichsregierung enthoben werden, die 
ihnen Anleihen in der Höhe von 80 350 000 Pfund Sterling verschaffen werde. Zum 
Schluß besprach Asquith die Kriegskosten und sagte, diese beliefen sich gegenwärtig auf 
900 000—1000 000 Pfund Sterling. In Anbetracht der enormen Ausdehnung der 
Operationen und anderer Erwägungen sei das nicht übertrieben viel. Er könne auch 
keine Hoffnung daraus eröffnen, daß die tatsächlichen Ausgaben sich vermindern würden. 
Nach kurzer Debatte nahm das Haus einstimmig das Gesetz zur Bewilligung eines Kredits 
von 225 Millionen Pfund Sterling an. 
17. November. 
Im Unterhaus legte Schatzkanzler Lloyd George die Finanzlage ausführlich dar 
und sagte, daß für den Zeitraum bis zum 31. März 1915 eine Summe von 535 Millionen 
Pfund Sterling erforderlich sei, davon 339575000 Pfund für Kriegsausgaben. Er 
schlug eine Erhöhung der Einkommensteuer vor, die tatsächlich einer Verdoppelung 
nahe kommt und 12 % Millionen Pfund mehr einbringen soll. Ferner beantragte er 
eine höhere Belastung des Bieres und eine besondere Besteuerung des Tees 
im Umfang von 3 Pence für das Pfund, sowie die Beschränkung der Abzahlung an 
dem Tilgungsfonds. Außerdem müßten 321325000 Pfund aufgebracht werden. Lloyd 
George schlug sodann die Ausgabe einer Anleihe von 350 Millionen Pfund 
3 Vs prozentiger Rente zum Kurse von 95% vor, die im Jahre 1928 zu pari einlösbar 
ist; die Regierung habe bereits ein Angebot zur Uebernahme von 100 Millionen Pfund 
erhalten. Das Unterhaus nahm die gesamten Vorschläge der Regierung an.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.